Winterverluste

Regelmäßig sind in den Medien Berichte über ein massives Bienensterben, erhebliche Winterverluste und die Ausrottung ganzer Bienenstände zu lesen. Die Gründe hierfür scheinen vielfältig, oftmals wird die persistent vorhandene Varroamilbe verantwortlich gemacht. Häufig ist es aber die falsche Behandlung der Bienen, die fehlerhafte oder nur zögerliche Anwendung von Varroabekämpfungsmitteln, die sparsame Einfütterung der Bienen mit zu wenig Winterfutter oder gar die fortschreitende Bewirtschaftung von schwachen und krankheitsanfälligen Völkern. Bereits mit der letzten Ernte passieren die häufigsten Fehler, den Bienen wird der letzte Honigraum und somit die verbleibenden Vorräte genommen. Die eingelagerten Futterkränze auf den Brutwaben reichen oftmals nicht aus, um die bereits im August schon schwache Trachtperiode zu überstehen. Unmittelbar in diesem Zusammenhang findet eine starke Brutreduzierung oder gar ein vollkommender Brutstopp statt. Die Königin legt nur noch wenige Eier und die daraus erzeugten Winterbienen sind zu wenige, um das Volk über den Winter zu wärmen. Damit ein Volk über den Winter kommt, sind mindestens 5.000 Winterbienen notwendig, um die Überwinterung sicherzustellen sollte es vielmehr 10.000 – 15.000 Bienen sein.

Winterverluste | Quelle: Maja Dumat / flickr.com
Nicht immer sind starke Verluste die Folge eines harten und kalten Winters, vielmehr liegen die Probleme in der mangelnden Vorbereitung der Völker bei der Einwinterung. Winterverluste | Quelle: Maja Dumat / flickr.com

Nichts ist schlimmer, als wenn ein starkes Volk im Winter verhungern muss. Falscher Geiz ist manchmal die Ursache, wenn der genommene Honig nicht im adäquaten Maße durch Zuckerwasser ersetzt wird. Gelegentlich verhungern die Bienenvölker aber auch trotz randgefüllter Futterwaben, eine Entfernung von nur 2-3 cm kann ausreichen, dass die Wintertraube ihren Anschluss an die Futterwaben verliert und somit verhungert. Nur in den seltensten Fällen sind die Bienen selbst daran schuld. Häufig ist es der Imker, welcher kurz vor dem ersten Frost die Waben nochmal „ordnen“ möchte und den Bienen somit den Futterweg für den Winter zerstört. Der Imker sollte immer bedenken, dass sein Bienenvolk für eine optimale Überwinter ausreichend Futter haben muss, für ein 1-zargiges Volk sind es mindestens 12 – 15 Kilogramm, in einem 2-zargigen Magazin aufgrund des größeren Raumvolumens und der meist höheren Anzahl an Bienen mindestens 15 – 17 Kilogramm.

Winterverluste durch die Varroamilbe

Jeder Imker ist zur Behandlung gegen die Milbenplage durch die bundesweit geltende Bienenseuchenverordnung verpflichtet. Diese Maßnahmen erstrecken sich aber nicht nur auf eine einmalige Behandlung mit Ameisensäure, häufig sogar nur über die praktizierte einmalige Anwendung einer Kurzzeitbehandlung mit Schwammtuch! Vielmehr ist es ein Behandlungskonzept, welches der Imker gegen die Varroamilbe erarbeiten sollte. Insbesondere die Reduktion der Milben während der Trachtsaison bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung mit der Ameisensäure im Spätsommer. Durch das setzen und ausschneiden der Drohnenrahmen haben die Milben eine verringerte Chance sich überhaupt in einem bedrohlichen Maße zu entwickeln. Weiterhin sollte sich die unmittelbar der Trachtsaison anschließende Pflegezeit der Bienen auf eine massive Dezimierung der Milbenlast konzentrieren. Hierzu gehört mindestens eine, besser sogar eine zweite, über 7 Tage andauernde Langzeitbehandlung mit Ameisensäure. Wird auf den Schnitt von verdeckelten Drohnenrahmen verzichtet, kann die explosionsartige Vermehrung der Varroa im Sommer das Volk bereits massiv geschädigt haben, sodass eine mehrmalige Behandlung mit 85%iger Ameisensäure notwendig wird. Bei diesen Völkern kann nur gehofft werden, dass die Schäden der Bienen nicht so schwerwiegend sind und eine Überwinterung überhaupt noch möglich ist.

Ein anderes Extrem zur Behandlungsvernachlässigung ist die massive Überdosierung oder falsche Anwendung von Varroabekämpfungsmitteln. Insbesondere bei der Restentmilbung mit Oxalsäure passieren die schwerwiegendsten Fehler. Die Bienen haben während der Wintertraube kaum die Möglichkeit das Volk zu verlassen und verharren trotz massiver Beeinträchtigung im Volk. Durch die ätzenden Dämpfe können die Winterbienen bei Überdosierung massiv geschädigt werden und den Winter nicht bis in den Frühling hinein überleben. Aber auch die fehlerhafte Anwendung bereits während der Sommerbehandlung mit Ameisensäure kann starke Schäden verursachen und sogar die Königin nachhaltig schädigen oder gar töten. Nicht selten hört oder liest man davon, dass Ameisensäure direkt ins Volk gegossen wird, dies entspricht weder einer sachgemäßen Handhabung, noch werden damit annehmbare Resultate in der Behandlung gegen die Milbe erzielt.

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Auch im Winter ist der natürliche Varroafall zu kontrollieren, um eine Einschätzung zu bekommen, ob eine Restentmilbung überhaupt notwendig ist. Beträgt der Milbenfall etwa 1 Milbe je Tag, sollte eine Oxalsäurebehandlung im Dezember vorgenommen werden, bei weit geringerem Abfall sollte zur Schonung der Völker darauf verzichtet werden. Außer dieser einmalig durchführbaren Möglichkeit bleibt dem Imker im Winter keine weitere Chance für einen Eingriff.

Winterverluste durch falsche Standorte

Viele Imker meinen, dass ein Standort bereits dann schon optimal ist, wenn ausreichend Tracht für eine gute Honigernte in der Nähe ist. Dieser Trugschluss sorgt häufig dafür, dass die Bienen spätestens im Winter an den überwiegend negativen Eigenschaften des vom Imker gewählten Standplatzes zur Grunde gehen. Insbesondere kalte Standorte in Bodensenken oder unmittelbar an größeren Seen sind nicht optimal für die Überwinterung. An diesen Stellen herrscht häufig ein stetig kalter Zug und hohe Luftfeuchtigkeit, welche das Ausbrechen von Krankheiten im Bienenvolk begünstigen. Auch störend sind durch den Wind schlagende Äste, welche die Bienen in stetige Bereitschaft und Unruhe versetzen. Für eine gute Überwinterung optimale Standplätze sind weitläufige Lichtungen umgeben von Baum- und Strauchwerk als Windschutz. Befindet sich dieser Standort etwas höher gelegen, kann an sonnigen Tagen die kalte und nasse Luft der Nacht leichter abziehen.

In der Natur kommen kleine Nager wie Feld- und Spitzmaus nahezu überall vor. An manchen Standorten aber haben sich wahre Kolonien dieser winteraktiven Tiere gebildet. Jedes Volk ist zur Einwinterung, spätestens aber zum ersten Frost mit einem Mäusegitter zu versehen um das Eindringen dieser Plage zu verhindern. Die Mäuse nisten sich während des Winters in den Bienenvölkern ein, stören die Bienen, zerfressen die Waben und verbreiten durch den abgelegten Kot Krankheiten bis hin zur völligen Zerstörung des Volkes. Während die Bienen sich vor dem ersten Frost meist noch sehr gut gegen die Mäuse verteidigen können, sind die Immen während der Winterperiode fast regungslos in der Wintertraube und die ungebetenen Besucher haben leichtes Spiel mit den schmackhaften Wabenvorräten. Standorte mit extrem großen Populationen an Nagetieren dieser Art sollten zur Überwinterung gemieden werden. Die Mäuse würden sich trotz Gitter irgendwann sogar durch Kunststoffbeuten oder auch Holzbeuten nagen.

Nicht zuletzt spielt das Wetter bzw. das vorherrschende Mikroklima eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Bienenvölker am Standort. Zwar schaden Schnee und kalte Temperaturen in einem strengen Winter den Bienen weit weniger als häufig angenommen, aber eine stetige Unterkühlung, zu zugige Standorte oder die Ausrichtung zur ungeschützten Wetterseite nehmen Einfluss auf die Entwicklung der Bienen im Jahresverlauf. Genaue Wetterdaten über den Standort liefern häufig meteorologische Wetterdienste, dies kann aber niemals die Begutachtung und Einschätzung des Standortes vor Ort ersetzen.

Erklärungen der Winterverluste

Viele Imker können sich ihre Winterverluste häufig nicht erklären, alles richtig gemacht und das auch schon seit Jahren so praktiziert. Die Vermutung vieler ist immer ein zu strenger Winter oder die kaum zu bändigende Varroamilbe. Krankheiten sind auf nahezu keinem der Stande zu finden, auf denen alle Völker dahingerafft wurden. Die Realität sieht aber leider oftmals anders aus, die meisten Völkerverluste liegen im Verschulden des Imkers, zu schwache Völker aufgrund langwieriger Trachtperioden ohne Erholungsphase, zu geringe Futtergaben als Ersatz für den genommenen Honig und vernachlässigte Behandlung gegen die Milbe. Gerade geschädigte und ausgelaugte Völker mit wenigen Bienen werden als Schwächlinge eingewintert und sollen sich in der trachtlosen Zeit von den Strapazen einer ausgiebigen Wanderimkerei erholen. Diese Völker verklammen häufig durch die zu geringe Bienenmasse, weiseln im Spätherbst oder gar im Winter noch still um und haben somit im Frühjahr kaum eine Chance sich überhaupt noch zu entwickeln.

Ein strenger Winter führt nicht folge dessen zu erheblichen Bienenverlusten sondern ist wesentlich besser für die Bienen, als ein Winter mit stark schwankenden Temperaturen im Plus-Minusbereich. Wechselhaftes Wetter mit Plusgraden im zweistelligen Bereich kann schnell dafür sorgen, dass die Königin wieder in massive Eiablage geht. Bei einsetzendem Frost ziehen die Bienen sich abermals zur Wintertraube zusammen und die Brut stirbt ab. Dies zerrt sowohl an den Vorräten als auch an der Kondition der Arbeitsbienen deren Lebenserwartung hierdurch massiv abnimmt.

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