Bienengift

Der Stich einer Biene ist für die meisten Menschen ein schmerzhaftes Erlebnis und sorgt oftmals für eine direkte Assoziation, dass bienenstechwütig, reizbar und angriffslustig sind. In Wirklichkeit nutzen Bienen ihren Stachel aber nur gegen Menschen, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihr eigenes Volk in Gefahr sehen und es verteidigen müssen. Zudem kann es bei einigen Menschen zu starken allergischen Reaktionen kommen, die bis hin zum Atemstillstand führen. Diese Angst veranlasst viele in panischen Reaktionen vor den Bienen zu flüchten.

Bienengift | Quelle: Waugsberg / wikipedia.org
Nach dem Stich verbleibt der Stachel und die Giftblase im Opfer und gibt weiterhin hochkonzentriertes Bienengift aus der Blase ab.Bienengift | Quelle: Waugsberg / wikipedia.org

Die Giftblase der Bienen beinhaltet lediglich 0,3mg eines hochkonzentrierten Eiweißgiftes, welche unmittelbar auf die Nerven und Nervenzentren wirkt. Das klare bis weiß-gelbliche Gift wird über einen Stachel knapp unter die Haut injiziert, kleinere Wiederhaken sorgen dafür, dass der Stachel mit samt der Giftblase im Opfer stecken bleibt. Der gesamte Stachelapperat wird aus dem Hinterleib der Biene gezogen, diese verstirbt kurze Zeit später an ihren schweren Verletzungen. Bei einem Stich wird nicht die volle Menge Bienengift abgegeben, sondern durch die Giftblase stetig in das Opfer gepumpt, daher ist es wichtig die Giftblase sofort wieder zu entfernen, um die injizierte Menge so gering wie möglich zu halten. Für Menschen ohne spezielle allergische Reaktion ist ein Stich nicht gefährlich, nur äußerst Schmerzhaft. Bei Erwachsenen bedarf es mehrerer hundert Stiche, bis es zu einer lebensgefährlichen Situation kommt. Bei Kleinkindern sind bereits 50 Stiche ausreichend, um eine Überlastung des Organismus herbei zu führen. Insbesondere Stiche im Hals- und Kopfbereich können zu einem starken Anschwellen der betroffenen Stellen führen und Atemschwierigkeiten, sowie Luftnot auslösen, die zu einer Erstickungsgefahr führen. Die Gefahr, welche von einem toxischen Gift, wie es das Bienengift ist, ausgeht, wird zum Beispiel über die LD50 Methode angegeben. LD bedeutet in diesem Zusammenhang die letale Dosis, bei der 50 Prozent der ausgesetzten Personen verstirbt. Die Toxität eines Stoffes wird auf Grundlage der einmaligen Gabe berechnet und beträgt bei Bienengift 2,8mg je Kilogramm Körpergewicht. Dies entspricht bei einer Person mit 80 Kilogramm circa 1.500 Stiche.

Bienengift besteht aus einem hochkomplexen Cocktail von Eiweißen und biogenen Aminen, sogenannten Histamin. Die Hauptbestandteile sind Melittin (50%), Phospholipase A (ca. 14%), Apamin (2%), Hyaluronidase und Histamin. Diese Mischung wirkt auf den Organismus blutdrucksenkend und regt die Durchblutung um die Stichstelle herum an. Diese Eigenschaften finden auch Anwendung in der Medizin, Bienengift wird bereits zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen genutzt. Zudem regt es die Ausschüttung von Cortison aus der Nebennierenrinde an. In weiteren Studien wird der Einsatz von Bienengift zur Behandlung von multipler Sklerose erforscht.

Bienengift löst allergische Reaktionen aus

Etwa 15% aller deutschen Bundesbürger reagieren mit einer stärkeren allergischen Reaktion auf Insektengift, welche bis hin zu Atemlähmungen und zum Tode führen kann. Für diese Patienten ist eine temporäre Hypersensibilisierung unter ärztlicher Aufsicht möglich. Den Patienten wird medizinische reines Bienengift injiziert, eine Sensibilisierung über Bienen direkt ist auch möglich, aber in der Praxis eher unüblich. Die Behandlung findet in mehreren Anwendungen statt, muss aber zur Aufrechterhaltung der Sensibilisierung in zeitlichen Intervallen wiederholt werden. Wird ein Mensch mit einer Allergie gegen Insektengift gestochen, ist die Verabreichung von Adrenalin, Cortison oder einem Antihistaminikum durch eine Arzt oder Sanitäter oftmals die letzte Chance um den Körperreaktionen entgegen zu wirken. Nach einem Stich ist die Giftblase seitlich und ohne diese zu quetschen abzuziehen um ein weiteres injizieren von Bienengift zu verhindern.

Medizinische Anwendung von Bienengift

Das Gift der Bienen ist ein sehr begehrtes Mittel in der medizinischen Anwendung, daher wird es von einigen Imkern neben Honig, Wachs und Propolis ebenfalls von den Bienen gewonnen. Hierzu wird ein kleines Metallgitter vor das Flugloch gestellt und unter einen leichten aber stetigen Reizstrom gesetzt. Beim Einfliegen der Bienen berühren diese das Gitter mit ihrem Körper und erhalten einen elektrischen Stromreiz, welcher sie veranlasst Gift aus der Giftblase abzugeben. Dieses wird auf eine sich unter dem Metallgitter befindliche Glasscheibe gespritzt. Die Bienen nehmen bei dieser Behandlung keinen Schaden, werden aber durch die permanente Reizung schnell sehr aggressiv. Das Bienengift wird anschließend auf der Glasscheibe getrocknet und in getrocknetem Zustand mit einem Messer abgekratzt. Das so gewonnen getrocknete Bienengift ist fertig zum Verkauf und nahezu unbegrenzt haltbar.



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