Mit einkehrendem Winter müssen die entnommenen Honigvorräte aus den Bienenvölkern mit einem äquivalenten Ersatz wieder aufgefüllt werden. In der klassischen Imkerei wird dies mit konventionellem Haushaltszucker als Zucker-Wasser-Lösung oder Ersatzstoffen auf Getreidebasis vorgenommen. In der Bioimkerei ist die Verwendung von nicht nach Biorichtlinien erzeugten Ersatzlösungen nicht zulässig, sondern darf nur mit Zucker erfolgen, welcher nach gleichen Richtlinien wie der entnommene Honig gewonnen wurde. Dieser Biozucker wird ohne den Einsatz von Insekten- oder Unkrautvernichtungsmitteln zumeist aus Zuckerrüben im biologischen Anbau gewonnen. Genaue Details sind den jeweiligen Richtlinien der Bioverbände für den Bereich Ackerbau zu entnehmen. Die Verwendung von Rohzucker welcher ebenfalls nach Biorichtlinien gewonnen wurde, sollte aus zweierlei Gründen nicht angestrebt werden. Zum einen hat dieser Zucker einen wesentlich weiteren Transportweg zumeist aus Latein- oder Mittelamerika hinter sich, welcher mit einem nennenswerten Emissionsausstoß verbunden ist, zum anderen können die Bienen den Zucker aufgrund seiner Zusammensetzung nicht fermentieren und würden somit im Winter verhungern.
Die Verwendung von Biozucker oder der Belass von ausreichend eigenen Honigreserven ist ein zwingendes Kriterium für die Zulassung zur Bioimkerei. Nur Biozucker bzw. eigener Biohonig darf für die Wintereinfütterung verwendet werden, andernfalls ist eine Zulassung nach den strengen Kriterien der Vereine für den ökologischen Landbau nicht möglich. Der Biozucker ist im Vergleich zu konventionellem Raffineriezucker etwa 2-3 Mal so teuer, sodass sich hieraus auch erklärt, warum das erzeugte Produkt Biohonig ebenfalls einen deutlichen Kostenunterschied zu Honig konventioneller Imkereien aufweist. Oftmals muss der Biozucker den Richtlinien des eigenen Verbands entstammen oder diesem zumindest gleichwertig sein. Für Bioimker empfiehlt es sich mit anderen Bioimkern in einer Einkaufsgemeinschaft zusammen zu tun, hierdurch ergeben sich Synergieeffekte für günstigere Einkaufspreise und einer Reduzierung der Transport- und Frachtkosten. Der Kauf von 25 Kg Papiersäcken als kleinstes abgepacktes Gebinde ist vorzuziehen, denn kleinere Gebinde in 1Kg Abfüllung, wie es in den konventionellen Imkerei üblich ist, ist kaum bezahlbar.
Biozucker ist oft Mangelware
Die hohe Nachfrage nach Bioprodukten im privaten Sektor sorgt auch bei der Beschaffung von Biozucker für die Einwinterung der nach ökologischen Richtlinien bewirtschafteten Bienenvölker für Probleme. Nicht zuletzt ist die Beschaffung von größeren Mengen Biozucker zum Zeitpunkt der Einwinterung kaum möglich. Die Zuckervorräte des vergangenen Jahres sind im Handel bereits rar und die neue Ernte an Zuckerrüben und dem daraus erzeugten Biozucker ist noch auf dem Feld. So kommt es vor, dass manche Imker den mühsam geernteten Honig am Jahresende wieder an Ihre Bienen verfüttern müssen, damit ausreichend Futter für die Überwinterung eingelagert werden kann. Zwar sorgt die Mischung aus Honig und verflüssigtem Zucker für eine bessere Invertierung des verabreichten Futters durch die Bienen, trotzdem kann dies so manchen Imker in Existenzschwierigkeiten bringen, wenn das Honiglager für die Einfütterung gerade in schlechten Jahres fast ausgeplündert werden musste. Es ist zu empfehlen, und dies betrifft auch konventionelle Imker, dass die verabreichten Futtergaben etwa 10% eigenen Honig enthalten um eine bessere Invertierung und somit Bienenverträglichkeit zu erzielen.
Einzelne Bioverbände haben auf die Zuckerknappheit reagiert und verpflichten Ihre Imker dazu, nur mit eigens erzeugtem Honig einzuwintern. Neben den einerseits hohen Zuckerpreisen sorgt dieses Vorgehen aber gleichzeitig auch für noch weiter steigende Honigpreise bei den Imkern, da auf einen geringeren Erntebestand zurückgegriffen werden kann. Mittlerweile existiert im Handel bereits ein Zuckerersatz für den Kristallzucker in Form von Bio-Flüssigfutter, welcher ohne weitere Maßnahmen an die Bienen direkt verfüttert werden kann. Prinzipiell ist bei jedem zugekauften Honigersatz immer auf den Ursprung, die Herstellung und die eindeutige Rückverfolgung der Bio-Rohstoffe zu achten, damit im Zweifel direkt nachvollzogen werden kann, durch wen und wie der verwendete Zucker hergestellt wurde.