Der Viruserreger der Sackbrut ist ein runder, circa 28 Nanometer großer Virus, der nur unter dem Mikroskop zu erkennen ist. Die Viren befallen hauptsächlich Larven auf den Brutwaben, nach dem Verdeckeln sterben sie im Steckmadenstadium ab und zerfallen zu einer wässrigen Masse. Zu erkennen sind die betroffenen Zellen an den hochinfektiösen Schorfsäcken in den Zellen in denen sich die Viren zur weiteren Verbreitung befinden. Nach dem Eintrocknen des Virensacks, auch Schiffchen genannt, ist dieser aber nicht mehr ansteckend. Die Viren verbreiten sich über den Futtersaft, welcher durch die Ammenbienen an die Larven übergeben wird. Ist eine Larve infiziert worden, färbt sich diese innerhalb kurzer Zeit dunkel ein.
Die Arbeitsbienen infizieren sich im Bienenvolk durch das reinigen der Zellen mit den abgestorbenen Larven, dabei nehmen sie die Viren mit ihren Mundwerkzeugen auf und diese setzen sich in den Speicheldrüsen der Bienen fest. Über die gegenseitige Fütterung und den Honigaustausch zwischen Flug- und Stockbienen infiziert der Virus innerhalb weniger Tage und Wochen das gesamte Bienenvolk. In den Speicheldrüsen der Bienen kann der Virus auch über die Winterperiode hinweg überleben und zu einem Ausbruch im Frühjahr führen. Prinzipiell ist der Virus bereits bei allen Bienenvölkern latent vorhanden, ohne das es zu einem Ausbruch kommt. In den meisten Fällen sind nur einzelne Larven so stark infiziert, dass diese Absterben. Ein Ausbruch ist immer dann wahrscheinlich, wenn das Bienenvolk bereits durch eine Primärerkrankung geschwächt ist. Ein Ausbruch der Sackbrut trägt dann ihr übriges zu Schädigung des Volkes bei.
Ein starker Ausbruch von Sackbrut macht sich auch im Bienenstock signifikant bemerkbar, mögliche Folgen sind ein teilweiser oder sogar totaler Brutausfall, eine verkürzte Lebenserwartung der Arbeitsbienen, sowie ein frühzeitiger Beginn des Wechsels im Lebenszyklus von Stockbiene zur Flugbiene. Ähnlich zahlreich wie die Folgen eines Befalls sind auch die möglichen Übertragungswege, in erster Linie sind es Bienen, die sich im Bienenstock verfliegen und den Virus somit von Volk zu Volk übertragen, gleichsam ist aber auch Räuberei unter den Bienenvölkern ein möglicher Übertragungsweg. Aber auch der Imker kann zum Überträger werden, in dem er durch Wabenaustausch mit offener oder verdeckelter Brut infizierte Bienen in das Volk bringt.
Das Krankheitsbild und die Folgen sind durch den Imker schnell wahrzunehmen, insbesondere das lückenhafte Brutbild durch die abgestorbenen Larven, so auffallend viele eingesunkene Zelldeckel lassen schnell auf die Sackbrut schließen. Die sich aus einem Befall ergebenden Maßnahmen sind relativ einfach für den Imker umzusetzen. Oberste Prämisse sollte die Stärkung der betroffenen Bienenvölker sein, hier sind zusätzliche Brutwaben mit verdeckelter Brut ins Volk zu engen, unter bestimmten Bedingungen ist auch die Königin auszutauschen, um wieder ausreichend Bienenmasse zu produzieren. Durch die Steigerung der Bienen im Volk wird auch wieder ein ausreichend intensiver Putztrieb gefördert durch den die Viren reduziert werden. Schwache Völker sind auf wenige Waben einzuengen, dadurch können die Bienen den Stock besser wärmen und gleichzeitig müssen weniger Waben betreut und gesäubert werden. Ein reichhaltiges Futterangebot, bzw. die Auffütterung mit Zuckerwasser, sofern keine weitere Honigernte im Volk geplant ist, stärkt die Versorgung der Bienen und sorgt für einen geringeren Druck zur Nahrungssuche bei den Flugbienen.
Gegen die Sackbrut sind momentan keine zugelassenen Medikamente in Deutschland bekannt, sodass der Infektionsdruck durch natürliche Maßnahmen reduziert werden muss. Hierzu hat sich bewährt, die kontaminierten Waben aus dem Volk zu nehmen und durch neue Waben zu ersetzen. Die entnommen Waben werden nicht wieder in andere Völker gegeben, sondern eingeschmolzen und abgebrannt, damit der Erreger auf den Rähmchen vernichtet wird. Weiterhin hat sich gezeigt, dass die Bildung von Kunstschwärmen und daraus resultierend die Neubildung von Völkern mit frischen Waben ausreichend ist, um den Viruserreger einzudämmen. Zu stark befallen Völker sollten abgeschwefelt werden, um einen weiteren Ausbruch und die Übertragung auf andere Völker zu verhindern. Oftmals zeigen sich durch die genannten Maßnahmen eine schnelle Selbstheilung der Bienenvölker und eine Gesundung der Bienen und der Bruttätigkeit. Die Sackbrut gilt nicht als Massenseuche, da sich der Virus bereits in nahezu allen Bienenvölkern befindet, aber nicht ausbricht. Hinreichend starke Völker können durch ihren Putztrieb den Virus ausreichend eindämmen.