Die Bildung von Ablegern gehört zu den regelmäßig wiederkehrenden Aufgaben eines Imkers während der Bienensaison, sie dient der Verjüngung des Standes und der Bildung von Reserven bei kommenden Winterverlusten für den nachfolgenden Sommer. Weiterhin kann die Ablegerbildung auch zur Vergrößerung der Völkerzahlen genutzt werden, indem während des aufstrebenden Frühjahrs die Wirtschaftsvölker mehrmalig leicht geschröpft werden um aus ihnen weitere Bienenvölker zu bilden. Die Ableger entwickeln sich im ersten Jahr nur langsam, von ihnen sind keine Honigernten im Jahr der Bildung zu erwarten, denn sie benötigen ihre ganze Energie für die Ausbildung eines ausreichend großen Brutnestes um genügend Winterbienen für die trachtlose Jahreszeit zu entwickeln. Erst im kommenden Jahr sind sie mit dem Wirtschaftsvölkern gleichgestellt und erzielen ähnliche Erträge. Die Arbeiten zur Ablegerbildung beginnen bereits mit der ersten aufkommenden Haupttracht und der daraus resultierenden, ansteigenden Schwarmstimmung von Anfang Mai bis Mitte Juli. In diesem Zeitraum können die Wirtschafsvölker zur Ablegerbildung bedenkenlos ohne größere Einschnitte in ihrer Leistungsfähigkeit mehrmalig geschröpft werden.
Umso früher der Imker mit der Ablegerbildung beginnt, desto weniger Bienenmasse und Brut muss aus den Völkern zur Bildung neuer Ableger genommen werden. Die frühsten Ableger sollten jedoch nicht vor Ende April erstellt werden. Die meist jungen Königinnen der Ableger, welche auch als schlupfreife Weiselzelle in sogenannte Begattungsableger gegeben werden können, bauen ihr Volk langsam und an die bestehende Bienenmasse angepasst auf. Während die Wirtschaftsvölker bereits Anfang Juli die Brutaktivitäten allmählich zurückfahren, legen diese jungen Königinnen bis August stetig an Bienen und Brut zu. Vermeiden Sie es für die Ablegerbildung auf ein anderes Standmaß zu wechseln, vielmehr sollten die begatteten Königinnen die Möglichkeit haben, von vornherein auf dem zukünftigen Rähmchenmaß zu brüten. Nutzen Sie zur Reduzierung des Brutraums vielmehr andere Maßnahmen wie zum Beispiel ein Trennschied, um die Wabenfläche zu reduzieren. Andersherum kann die Zarge aber auch vollkommen mit Leerwaben und Mittelwänden ausgestattet sein, die Bienen werden ihren Brutraum bei Bedarf durch den weiteren Ausbau der Mittelwände selbsttätig erweitern.
Ablegerbildung mit Begattungsablegern
Für die Ablegerbildung werden verdeckelte Brutwaben mit den ansitzenden Bienen aus den Wirtschaftsvölkern entnommen. Die bald schlüpfenden Jungbienen stellen eine optimale Grundlage für die zukünftige Brut der neuen Königin um diese ausreichend mit Futter zu versorgen. Bereits nach wenigen Minuten kann in das sich weisellos fühlende Minivölkchen aus 1-2 Brutwaben die baldig schlüpfende Weiselzelle gegeben werden. Je früher die Ableger gebildet werden, desto weniger verdeckelte Brutwaben werden für die Ablegerbildung benötigt. Geben sie auf keinen Fall unverdeckelte Brutwaben in den Ableger, die Gefahr, dass die Bienen die Weiselzelle dann nicht annehmen, sondern selbst eine eigene Zelle heranziehen ist um einiges größer. Zudem ist die Zeitspanne zwischen dem Schlüpfen der Königin, bis auch die zugegebene Arbeiterinnenbrut schlüpft, viel zu lange. Es wäre in diesem Zeitraum nicht ausreichend Bienenmaterial im Volk, um die gesamte Brut zu wärmen. Bereits nach 1-2 Tagen schlüpft die Königin unmittelbar in ihrem zukünftigen Volk, die Annahmequote liegt bei nahezu 100%, denn den Bienen bleibt, aufgrund der bereits verdeckelten Brut, keine Möglichkeit zur Nachzucht einer anderen Weisel.
Etwa nach 2 Tagen sollte der Schlupf der Weiselzelle durch den Imker kontrolliert werden, ist die Zelle geschlüpft und die Königin auf einer der Waben zu finden, kann das Volk wieder verschlossen werden. Sollte die Weiselzelle immer noch verdeckelt sein, während alle anderen bereits geschlüpft sind, ist eine bereits geschlüpfte, junge Königin in das Volk zu geben. Diese kann einfach über das Flugloch einlaufen und wird in der Regel sofort akzeptiert. Erst nach 14 Tagen ist das Volk wieder zu kontrollieren, die junge Königin ist zu diesem Zeitpunkt bereits meist schon begattet und hat die ersten Eier gelegt. Alle anderen Bienen müssten nun bereits geschlüpft sein, sodass sich keine verdeckelte Brut mehr im Begattungsableger befindet. Zu diesem Zeitpunkt kann optimal gegen die Varroamilbe behandelt werden, sprühen Sie hierzu jede Wabenseite mit etwa 2 kräftigen Stößen Milchsäure mit einem Zerstäuber auf die Bienen, sodass diese leicht befeuchtet sind aber nicht durchnässt. Vergessen sie nicht die Bienen an den Zargenwänden ebenfalls zu besprühen. Es sollten ebenfalls die Futtervorräte kontrolliert werden, von diesen zerren jetzt die Bienen bis zur Einwinterung im September, um ausreichend Bienen in der Brutpflege zu beschäftigen und nicht Kapazitäten für die Nahrungsbeschaffung zu binden. In der Regel sollte zum bestehenden Volkbestand etwa jedes Jahr die Hälfte der Völkergröße an Ablegern gebildet werden, besser ist sogar eine gleiche Anzahl um eventuelle Winterverluste und Schwächlinge problemlos auszugleichen.
Futtermengen
Ein jung gebildeter Ableger hat nur relativ wenige Flugbienen um Nektar zu sammeln, die meisten Bienen sind mit der Brutpflege oder dem Eintrag von Pollen zur Ernährung der Bienenbrut beschäftigt. Daher sollte die Futterzufuhr stetig vom Imker unterstützt werden, bereits mit der Bildung des Ablegers sind diesem 1-2 Futterwaben zu reichen. Mit Einsetzen der ersten Brut muss etwa wöchentlich kontrolliert und nachgefüttert werden. Dem jungen Volk sollten 500ml – 1.000ml je Woche genügen, dies kann abhängig von dem in die Waben eingetragenem Futter vom Imker beurteilt werden. Niemals sollten größere Mengen in Einem gegeben werden, die Bienen währen mit der Verarbeitung so stark beschäftigt, dass die Brutpflege hierdurch leiden könnte. Am besten eignet sich zur Ablegerfütterung Futterteig, dieser reduziert die Gefahr der Räuberei und einen Verlust der noch kaum wehrhaften Ableger durch räubernde Wirtschaftsvölker. Sollte kein Futterteig verfügbar sein, ist die Gabe einer im Verhältnis 1:1 erstellten Zuckerwasserlösung ebenfalls bedenkenlos möglich. Entscheidend ist, dass die Fütterung kontinuierlich bis zur Einwinterung fortgesetzt wird um ausreichend starke Bienenvölker mit genügend Winterbienen bis spätestens September zu schaffen.
Ablegerstand
Im optimalsten Fall empfiehlt es sich für die Ablegerbildung einen eigenen Ablegerstand in mindestens 4 Kilometer Entfernung zum Hauptstand zu erstellen. Hierdurch verbleiben die ebenfalls bei der Ablegerbildung mitgenommenen Flugbienen der Wirtschaftsvölker in den Ableger. Die zusätzliche Bienenmasse ist vor allem für den Eintrag von Pollen und Wasser dienlich. Zudem vermindert ein eigener Ablegerstand die Gefahr der Räuberei durch die Altvölker, insbesondere in trachtarmen Perioden sind die fast wehrlosen Ableger häufig Ziel von räubernden Völkern. Erstellen Sie einen neuen Stand, welcher nicht regelmäßig von ihnen genutzt wird, bzw. auf dem sich noch keine Bienenvölker von ihnen befinden, ist für ihre Bienen ein Gesundheitszeugnis des Veterinärs bzgl. der Freiheit von Amerikanischer Faulbrut notwendig. Der Ablegerstand bedarf keiner besonderen Voraussetzungen in Bezug auf nektarreiche Trachtflächen, da die jungen Bienenvölker bis hin zur Wintereinfütterung stetig mit Zuckerwasser oder Futterteig versorgt werden.
Besteht nicht der Luxus eines gesonderten Ablegerstands können die Ableger auch auf dem ursprünglichen Bienenstand stehen bleiben. In diesem Fall sollten aber Bienen von etwa 1-2 weiteren Waben zusätzlich in den Ableger gegeben werden, um den Verlust der Flugbienen zu kompensieren.
Völker schröpfen
Das Schröpfen der Völker zur Ablegerbildung erfolgt mit verdeckelten Brutwaben, sowie mit den darauf ansitzenden Bienen ohne die ursprüngliche Königin mit hinein zu geben. Der verbleibende Raum kann wahlweise mit Leerwaben bzw. Rähmchen mit Mittelwänden aufgefüllt werden. Alternativ kann auch ein Trennschied zur Regulierung verwendet werden. Die entnommenen Brutwaben aus dem Wirtschaftsvolk werden mit Mittelwandrähmchen aufgefüllt. Dies kann optional sogar mit der stetigen Wabenerneuerung, welche einen maximalen Turnus von 3 Jahren haben sollte, kombiniert werden.
Auf keinen Fall sollten Brutwaben mit offener Brut verwendet werden, diese binden in erheblichen Maße Kapazitäten zur Königinpflege und Versorgung des Volkes. Eine zugegebene Brutwabe beinhaltet circa 500 ansitzende Bienen und zusätzlich 2.000 – 4.000 in den kommenden Tagen schlüpfende Bienen. Ziel sollte es immer sein, dass spätestens bis zum Spätsommer eine komplette Zarge von den Bienen besetzt wird. Ein Nebeneffekt zur Standverjüngung durch gebildete Ableger ist die Kombination der Maßnahme mit der Reduzierung der Schwarmstimmung. Durch die Wegnahme von jungen Pflegebienen, welche aus der verdeckelten bald schlüpfen Brut, verringert sich in einem erheblichen Maße die Schwarmstimmung des Wirtschaftsvolkes und steigert gleichzeitig die Brutaktivität der Königin zur der Kompensation der Bienen- und Brutverluste. Nicht jeder Imker möchte stetig seinen Bienenbestand mit Ableger vergrößern, daher können die jungen Völker zur Wintereinfütterung hin auch mit schwachen Völkern oder anderen Ablegern vereinigt und in diesem Zusammenhang auch eine Umweiselung alter Königinnen vorgenommen werden.
Zur Bildung von Ablegern werden je nach Fortschreiten der Jahreszeit mindestens 1-2 mit Bienen besetzte Brutwaben entnommen. Diese werden an den äußersten Rand des Ablegers gestellt. Hinzu kommen 1-2 Futterwaben, welche für die ersten 3 Wochen die notwendige Nahrungszufuhr sicherstellen. Die Futterwaben werden an den anderen äußeren Rand gestellt. Der restliche Raum wird mit Mittelwandrähmchen aufgefüllt, die je nach Bedarf und Wachstum des Volkes weiter ausgebaut werden. Ableger können bis hinein in den Juli gebildet werden, je später dieser Zeitpunkt liegt, umso mehr Brutwaben sollten aber gegeben werden, damit das Volk bis zum Winter die notwendige Winterstärke von mindestens 5.000 Winterbienen aufweist.