Kleinstableger

Die Erstellung von Kleinstablegern dient primäre nicht der Vermehrung des Bienenbestands sondern vielmehr der verzögerten Stärkung der vorhandenen Bienenvölker nach Absolvierung der Spättracht. Somit stellen die Kleinstableger eine stille Reserve an Bienenmaterial dar, welche bei Bedarf den geschwächten Wirtschaftsvölkern zur Verfügung gestellt werden können. Diese Reservevölker werden mit Ende der Tracht im Juli bis spätestens Anfang August aufgelöst und in andere Völker integriert. In der Regel stammen diese Kleinstableger aus der Königinvermehrung und sind entweder durch die schwarmverhindernden Maßnahmen durch Brutentnahme oder durch die Zerteilung von Völkern im Frühjahr entstanden. Hierzu werden ausgewinterte Völker, von denen keine nennenswerten Honigleistungen erwartet werden in kleinere Ablegereinheiten zu 2 – 4 Waben zerteilt und mit einer Weiselzelle oder unbegatteten Königin versehen. Das junge Bienenvölk entwickelt sich anschließend bis zum Herbst unter regelmäßiger Fütterung zu einem kleinen aber meist überwinterungsfähigen Volk. Alternativ kann auch ein Viererboden verwendet werden, welcher mit Trennschieden die einzelnen Brutbereiche voneinander trennt. Die Minivölkchen mit jeweils 2 Waben entwickeln sich dann nebeneinander her und geben sich gegenseitig die notwendige Wärme um nicht auszukühlen.

Jedem Kleinstableger wird hierbei versucht die gleiche Menge Brut in den verschiedenen Stadien von offenen und verdeckelten Brutwaben zu geben, dass dies aufgrund des fortlaufenden Brutverhaltens der alten Königin nicht immer möglich ist, steht außer Frage. Die Altkönigin wird anschließend entfernt, ihre Leistungsfähigkeit ist häufig stark abnehmend und in den meisten Fällen würde auch Sie zeitnahe von den Bienen beseitig werden. Wird keine schlupfreife Weiselzelle gegeben, sondern eine Jungkönigin, dann sollte diese aufgrund der offenen Brut in den ersten 24 Stunden unter Verschluss und bei Annahme, d.h. keine angesetzten Weiselzellen auf den Brutwaben, unter Zuckerteigverschluss zugesetzt werden. Damit eine Umverteilung der Flugbienen sich nicht negativ auf einzelne Kleinstableger auswirkt, ist die Umsiedlung auf einen separaten Ablegerstand anzuraten. Zudem sollte der Ableger in regelmäßigen Abständen gefüttert werden, die geringe Anzahl an Flugbienen reicht meist nicht aus, um neben Pollen und Wasser auch noch Nektar ins Volk zu bringen.

Kleinstableger können auch aus der Verwertung aufgelöster Begattungsvölkchen gebildet werden, sofern die Bienenmasse nicht für einen Kunstschwarm verwendet wird. Die bereits bestifteten Waben des Einwabenkasten oder Mehrwabenkasten werden in die Rähmchen des Standmaßes mit Wachs befestig, sodass die Brut dem neuen Volk zur Verfügung steht.

Erweitern der Kleinstableger

Innerhalb von wenigen Wochen wird die zur Verfügung stehende Brutfläche der zwei Waben zu klein für das aufstrebende Volk, werden einzelne Königinnen zum Beispiel für den Verkauf entfernt oder in andere Wirtschaftsvölker eingeweiselt, kann einfach das Trennschied gezogen werden um die Wabenfläche um weitere 2 Wabe zu erweitern. Ist auch diese Kapazität ausgeschöpft, müssen die Kleinstableger umgesiedelt werden, indem ihnen eine neue Beute mit ausreichend Raum gestellt wird. Die noch kleinen 2 Waben Ableger müssen nicht zwingend in eine 11 Waben fassende Beute umgesiedelt werden, stehen hiervon nicht ausreichend bereit, können auch 5 Waben Ablegerkästen für die erste Zeit genügen.

Füttern der Kleinstableger

Bis hin zum August werden die Völker regelmäßig, zumeist einmal die Woche mit flüssigem Zuckerwasser oder Futterteig gefüttert, sodass bis hin zur Einwinterung etwa 5 – 8 Kg Zucker je Ableger verfüttert wurden. Die Futtervorräte sind bei jeder Durchsicht zu kontrollieren und entsprechend aufzustocken, andernfalls würde das Volk durch seine massive Bruttätigkeit verhungern. Werden die Ableger nicht sofort zur Stärkung der Bienenvölker verwendet, entwickeln sich diese kleinen Völker bis zum Herbst oft zu überwinterungsfähige 1-zargige Bienenvölker. Sofern die Verwendung erst für das kommende Jahr angedacht ist, sollten die Ableger im August wie vergleichbare Völker auf einer Zarge eingefüttert werden. Entsprechend sollten die Ableger dann aber auch in das Behandlungskonzept zur Varroabekämpfung integriert werden.

Verwertung der Kleinstableger

In der Regel werden die kleinen Ableger bereits im August mit samt der jungen Königin in die Wirtschaftsvölker eingeweiselt, sollte eine Überwinterung geplant sein, können die Bienen auch im kommenden Frühjahr mit schwachen Völker vereinigt werden oder dienen aufgrund ihrer starken und schnellen Entwicklung im kommenden Sommer bereits als Wirtschaftsvölker zur Honigernte. Meist benötigen die aufstrebenden Ableger spätestens zur Rapsblüte eine zweite Zarge für ihr Brutgeschäft und die Einlagerung von Honigvorräten.
Einige Imker verkaufen die überschüssigen Bienenvölker, welche nicht zur Stärkung oder Honigernte verwendet werden, an andere Imker mit Bienenverlusten oder expandierenden Imkereien. Der Verkauf wird zur beginnenden Bienensaison einen weit höheren Preis erzielen als zum Zeitpunkt der Einwinterung, da die Völker zum einem bereits ausgewintert sind und zum anderen in der aktuellen Saison noch Honigerträge erzielen werden.

Moderne Imkerpraxis: Völkerpflege und Ablegerbildung

Bienenvölker können in Deutschland ohne das Eingreifen und die Betreuung eines Imkers nur wenige Jahre alleine überleben. Ein bedeutender Anteil des Arbeitseinsatz eines Imkers wird für die Bienenpflege benötigt. Der Autor geht in diesem Zusammenhang auch die Ablegerbildung, Erstellung von Kunstschwärmen und der darauf resultierenden Bekämpfung und Behandlung gegen die Varroa ein.

Autor: Friedrich Pohl
Verlag: Kosmos (Franckh-Kosmos)
Gebundene Ausgabe: 123 Seiten
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