Die Zucht von Königinnen auf dem eigenen Stand wird als Standbegattung bezeichnet. Hierbei werden die Weiseln beim Begattungsflug mit ortsansässigen Drohnen des eigenen Standes und von umliegenden Imkereien auf natürlichem Wege gepaart. Eine genaue Kontrolle mit welchen Drohnen sie sich paaren ist nicht möglich, sodass auch eine Einkreuzung unterschiedlicher Rassen sehr wahrscheinlich ist. Kleinere Imkereien mit 5 – 10 Bienenvölkern haben nahezu keinen Einfluss auf die bereitgestellte Zuchtlinie der Drohnensammelplätze, sodass durch diese Bienen keine Drohnenhoheit erreicht werden kann. Erst größere Stände ab 20 Bienenvölker können den einkreuzenden genetischen Pool nachhaltig beeinflussen, sodass auch nahezu rasseechte Königinnen erzeugt werden.
Die stetige Standbegattung bringt Königinnen mit unterschiedlichen Leistungswerten und einem instabilen Zuchtergebnis hervor, sodass der Züchter die gezüchteten Könniginnen sehr stark sondieren muss, um ungewollte Einzüchtungen zu beseitigen. Hierzu müssen bei einer ausschließlichen Züchtung standbegatteter Königinnen wesentlich mehr Weiseln gezüchtet werden, als für die Umweiselung und dem Volkaubau benötigt werden. Wesentliche Kennzahl sollte sein, dass mindestens doppelt so viele Königinnen in Ablegern gehalten werden, als Wirtschaftsvölker auf dem Stand vorhanden sind. Für die Aufzucht sind einfache Ablegerkästen mit 2 – 6 vollkommen ausreichend. Im späteren Jahresverlauf werden ausgesonderte Ableger mit den Völkern oder anderen Ablegern vereinigt.
Durch den ständigen Vergleich der Zuchtergebnisse sollen die Königinnen mit unerwünschten Zuchteigenschaften, wie z.B. erhöhter Schwarmtrieb, mangelnder Sanftmut oder eingeschränkte Legeleistung selektiert und schnell umgeweiselt werden. Zudem ist nach der Umweiselung auch ein Absperrgitter vor das Flugloch zu stellen, damit die noch enthaltenen Drohnen der getöteten Königin an einer Weitergabe der unerwünschten Gene gehindert werden. Auch sind Drohnenwaben und Drohnenbereiche auf den Waben auszuschneiden. Es sollte keine direkte Selektion nach dem Kriterium des Honigertrags stattfinden, weil diese Eigenschaft bei sich bei Zucht der anderer bienenspezifischen Eigenschaften wie Sanftmut, Wabenstetigkeit und Schwarmtrieb von alleine einstellt. Von den Königinnen, mit sehr gut herausgearbeiteten Eigenschaften sind im Folgejahr Nachzuchten anzufertigen, außerdem sollten ihnen ausreichend Baurahmen für die Erzeugung von Drohnenbrut gegeben werden, damit diese in der Überzahl auf den Drohnensammelplätzen sind.
Eine über mehrere Jahre durchgeführte ausschließlich Standbegattung erzeugt umgangssprachlich gesehen eine Landbiene, die an das örtliche Klima und die vorherrschenden Umweltbedingungen stark angepasst ist. Auch wenn Standbegattete Königinnen nicht in einem Zuchtbuch erfasst werden, kann auch hier eine aktive Zucht erfolgen in welcher die besten Kriterien herausgezüchtet werden. Ist man in einem größeren Radius die einzige Imkerei, so sollte zur Aufrechterhaltung der genetischen Vielfallt in regelmäßigen Abständen Zuchtmaterial von anderen umliegenden Züchtern mit gleicher Rasse oder auch der Versand einzelner Königinnen auf eine Belegstelle erfolgen. Durch diese Maßnahmen können ungewollte genetische Mutationen aufgrund von Inzest minimiert werden. Einzelne standbegattete Königinnen sind bereits ab 10 Euro bei den Züchtern erhältlich.