Die offene Winterfütterung ist eine kostengünstige und zeitsparende Möglichkeit zur Einfütterung von größeren Bienenständen. Hierzu wird die Zuckerwasserlösung in großen Fässern offen in die Nähe der Bienenstände gestellt, aus denen sich die Flugbienen anschließend den Honigersatz beziehen. Überwiegende Anwendung findet dieses Verfahren der Fütterung in den Vereinigten Staaten, in denen Wanderimker mit mehreren hundert Bienenvölkern die meist nektararmen Obstplantagen zur Bestäubung anwandern. Aus Zeit- und Platzgründen werden die Bienen zusätzlich in Folge des geringen Trachtangebotes folge dessen mit Zuckerwasser über die offene Fütterung versorgt. In den Tonnen befinden sich Aufstiegshilfen aus trockenem Gras, Holz oder anderen Schwimmkörpern, damit die Bienen zum einen nicht ertrinken und es zu erheblichen Bienenverlusten kommt, zum anderen damit die Menge an Bienen ausreichend Platz für die Aufnahme des Trachtersatz hat.
Insbesondere bei geringer Tracht, wie es häufig in der in Amerika praktizierten Bestäubungsimkerei vorkommt, steigt die Gefahr der Räuberei unter den Bienenvölkern. Auf den Futterplätzen tummeln sich abertausende unterschiedlicher Bienen aus den angewanderten Völkern, sodass bei nachlassender Fütterung die fremden Bienen der Futterspur bis zu den anderen Völkern folgen und diese Ausräubern. Die Gefahr der auftretenden Räuberei und weiterer Völkerverluste ist in der offenen Fütterung wesentlich gravierender.
Zeitersparnis und Effizients
Die offene Fütterung wird in den Vereinigten Staaten nicht nur zur Winterfütterung verwendet, sondern dient primär der Zufütterung bei Anwanderung trachtarmer aber bestäubungsintensiver Flächen. Sodass in den meisten Fällen sogar während der eigentlich blüten- und nektarreichen Sommermonate zugefüttert werden muss. Die offene Fütterung besitzt in ihrer Durchführung und dem damit verbunden Arbeitseinsatz eine wesentlich höhere Effizients. Nicht jedes Volk muss einzeln mit einer Futterzarge aufgestockt, das Zuckerwasser in diese gefüllt und kontrolliert werden. Zudem bedarf es kaum zusätzliches Material wie Futterzargen oder Eimer mit Leerzarge, was zu einer Reduzierung des Materialaufwandes und damit verbunden zu einer Kostenersparnis führt. Weiterhin muss der Imker nicht stetig die Völker auf ihren Futtervorrat kontrollieren, lediglich bei der Durchsicht werden die Anzahl der eingelagerten Futterwaben kurz erfasst und bei schwachen Völkern optional nachgefüttert.
Die Durchführung der offenen Winterfütterung bzw. offenen Zufütterung bedingt immer, dass gutes – am besten trockenes und warmes – Flugwetter für die Bienen besteht, damit diese ausfliegen können. Für die Biene ist die Bereitstellung von offenen Futterquellen, insbesondere wenn diese aus industriell hergestelltem Zucker bestehen, wesentlich besser für die Verarbeitung der aufgenommen Nahrung. Wie bei der Nektarverarbeitung auch, findet ein Teil der Umarbeitung bereits während der Flugphase statt. In einer geschlossenen Fütterung mit Futterzarge entfällt dieser Schritt, sodass die Stockbienen all diese Aufgaben übernehmen müssen die Saccharose im Zucker zu invertieren.
Offene Winterfütterung in Deutschland
In Deutschland ist eine derartige Methode zur Fütterung der Bienen durch die Bienenseuchenverordnung verboten. Nicht nur dass hierdurch auch Krankheiten wie Amerikanische Faulbrut verbreitet werden können, die Dichte an Bienen erlaubt keine zielgerichtete Fütterung der eigenen Völker. Während in Amerika bei den Bestäubungsimkern in der Regel in einem größeren Umkreis nur wenige weitere Völker aufgestellt sind, ist in Deutschland die Bienendichte der umliegenden Imker um Weiten höher. Es würde bei der Bereitstellung von Zuckerwasser schnell zu einer Ansammlung unterschiedlichster Bienen verschiedener Bienenstände und Imker kommen, sodass der Kostenvorteil durch die Zeitersparnis schnell aufgebraucht ist und der Imker weiteres Zuckerwasser reichen müsste, mit welchem auch die anderen Stände dann ungewollt kostenlos eingefüttert werden. Zudem ist die Gefahr einer ausufernden Räuberei nicht abzuschätzen, nicht nur der Verlust von Bienenvölkern auf dem eigenen Stand oder denen der Imkerkollegen, sondern auch die Begünstigung zur Ausbreitung von Krankheiten und die Verschleppung der Varroatose durch Reinvasion ist nicht abzuschätzen.