Bienen können nur in einem begrenzten Radius um das Bienenvolk herum nach ergiebigen Nahrungsquellen suchen, dieser begrenzt sich auf einen maximalen Umkreis von 4 Kilometern. Weiter entfernte Trachtgebiete würden sich für die Bienen aufgrund des hohen Zeit- und Kraftbedarfs für die Erschließung nicht lohnen. Zur Steigerung der Honigernte nimmt der Imker daher Wanderungen mit den Bienen vor, in dem er neue Trachtquellen in weiter entfernten Gebieten anwandert. Für die Suche nach ergiebigen Bienenweiden werden oft hunderte Kilometer mit den Bienen zurückgelegt um besonders große oder auch seltene Trachtgebiete zu erschließen. Das direkte anwandern und die Aufstellung der Bienen in unmittelbarer Nähe der Tracht sorgen für kurze Flugstrecken, gesteigerten Honigertrag und oftmals sehr sortenreinen Honig. Hierdurch können Wanderimker auf ein breites Portfolio unterschiedlicher Sortenhonige zurückgreifen. Der neue Standort der Bienen muss zwingend mindestens 4 Kilometer vom alten Stand entfernt sein, andernfalls würden die Bienen wieder zu diesem Zurückfliegen und versuchen ihre alte Beute aufzusuchen.
Die Wanderungen geschehen im Einklang mit der Entwicklung der Blüten, durch aufeinander folgende Entwicklungsstufen der verschiedenen Trachtpflanzen in unterschiedlichen Monaten, kann der Wanderimker von Frühjahr bis Herbst in die Trachtgebiete umziehen. Die einzelnen Etappen und Stationszeiten begrenzen sich oft auf 2 – 4 Wochen, bis der Imker zur nächsten Tracht wandert. In diesem Zusammenhang findet sich oftmals auch der Begriff der Bestäubungsimkerei, hierbei übernimmt der Wanderimker mit seinen Bienen die Aufgabe zur Bestäubung von Blütenpflanzen, welche ohne eine Insektenbestäubung keine oder nur geringfügige Früchte bilden würden. Für diesen Dienst am Obst- oder Landbauern erhält der Imker eine zusätzliche Prämie in Abhängigkeit der Anzahl seiner Bienenvölker und der Dauer des Aufenthalts.
Ein einfaches Wandern ist für den Imker nicht ohne weiteres möglich, die Wanderung bedarf eines nicht zu vernachlässigenden bürokratischen Aufwandes. Jede Wanderung mit den Bienen muss angemeldet werden, dies geschieht beim zuständigen Wanderwart oder dem ortsansässigen Veterinär, hierzu müssen Anschrift, Anzahl der Völker, Wanderziel, Zeitraum und Zweck der Wanderung mitgeteilt werden. In einigen Gebieten ist auch eine Gesundheitsbescheinigung der Bienenvölker notwendig. Weiterhin ist auf ausgewiesene Sperrgebiete zum Beispiel wegen ausgebrochener Faulbrut zu achten. In diese darf weder rein- noch ausgewandert werden, ein Verstoß gegen die Bestimmungen welche vom Veterinäramt verfasst wurden, kann zu finanziellen Konsequenzen führen. Die zuständige Wanderordnung der ansässigen Imkervereine regeln das Einwandern fremder Imker in die Hoheitsgebiete und beinhalten oftmals auch einen Verweis auf die Bienenseuchenverordnung. Der Wanderimker hat sich immer vor einer Wanderung mit dem zuständigen Wanderwart des ansässigen Imkervereins in Verbindung zu setzen.
Trotz des höheren Honigertrags birgt die Wanderimkerei auch gewisse Risiken für die eigenen und auch für fremde Bienen. Durch den stetigen Wechsel der Völker können Krankheiten, welche erst spät erkannt werden, im Umkreis der verschiedenen Wanderplätze verbreitet werden. Zudem ist der Transport für die Bienen eine Mehrbelastung und die Eingewöhnung auf den neuen Wanderplätzen sorgt durch Verflug für einen gewissen Ausfall an Bienenmasse. Das Wandern in Wirkungskreis von staatlich anerkannten Belegstellen ist in den meisten Fällen verboten, damit die Reinheit der vorherrschenden Drohnen nicht zerstört wird und eventuell fremde Drohnen sich mit den Königinnen paaren.
Die Wanderung mit den Bienen beginnt zumeist am späten Abend oder früh morgens, wenn noch alle Bienen im Stock sind und der Flugbetrieb noch nicht begonnen hat. Für die Wanderung werden am Besten Wanderböden für die Magazinbeuten genutzt, damit eine bessere Luftzufuhr während des Transportes gewährleistet ist. Die Bienen erzeugen durch ihr Aufbrausen während der Fahrt und die Erschütterungen sehr viel Wärme, was bei schlechter Durchlüftung im schlimmsten Fall zum Schmelzen der Waben führen kann. Zudem ist die große Hitze auch den Bienen nicht zuträglich und ein Großteil verendet aufgrund von Überhitzung, stirbt hierbei auch die Königin, muss das Volk sogar neu beweiselt werden. In Deutschland werden die Bienenvölker oftmals mit PKW-Anhänger oder auf Pritschenwagen verladen und transportiert. In anderen Ländern wie zum Beispiel der USA sind mehrere hundert Völker auf LKW Trailer verladen und werden mit Hilfe von Gabelstaplern an ihren Platz gefahren. In diesen Ländern wandern die Imker oftmals mehrere hundert Kilometer von Tracht zu Tracht.