Interview mit Michael Mietz

Durch die einschlägigen Imkerforen sind wir auf Herrn Mietz aufmerksam geworden, der ein außergewöhnliches Projekt zur Erfassung von Temperaturdaten im Bienenvolk im 3-Dimensionalen Raum betreibt.

Temperaturmessung im Bienenvolk | Quelle: Eigene Darstellung
Michael Mietz betreibt ein eigenes Temperaturmonitoring, in dem in einer 3D Anordnung regelmäßig Temperaturwerte in der Wabe erfasst werden.Temperaturmessung im Bienenvolk | Quelle: Eigene Darstellung

Hallo Herr Mietz, stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.

Vielen Dank für dies Interview, gerne erzähl ich Ihnen etwas über mich und mein Temperaturmonitoring. Ich bin seit 2007 wieder Imker mit derzeit 8 Völkern, von denen eines mit den Temperatursensoren überwacht wird. Ich habe bereits in meiner Jugend Bienen gehabt, aber wie es sicher bei vielen Imkern irgendwann mal der Fall war, haben sich meine Interessen nach der Schulzeit stark verschoben. Man ergreift einen Beruf, trifft sich mit Freunden und gründet irgendwann eine Familie, da bleibt dann schnell wenig Zeit für die Bienen. Ich bin jetzt 47, irgendwann erinnert man sich halt wieder an dass, was einem in der Jugend mal Spaß gemacht hat.

Der Bau einer Temperaturüberwachung in der Bienenbeute ist keine alltägliche Entwicklung, wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Die Idee kam mir durch die neu gewonnene Zeit in Folge einer beruflichen Veränderung im Jahr 2009. Zum gleichen Zeitpunkt habe ich das Buch „Phänomen Honigbiene“ von Jürgen Tautz und Helga Heilmann gelesen, welche einige Aspekte der Temperaturschichtung in Bienenvölkern aufgriffen. Ich selbst kannte bis dahin nur wenige räumliche Messungen, die alle oftmals recht wage illustriert und dokumentiert wurden.
Ich wollte eigene Untersuchungen zu diesem Thema anstellen und durch meinen beruflichen Hintergrund im Bereich Technik hatte ich ausreichendes Wissen für die technischen Anforderungen und wusste um dessen Machbarkeit. Die Bienen haben ich dann, als die Technik soweit war, von einem Kollegen aus dem Imkerverein als Kunstschwarm mit begatteter Königin bekommen und einfach in die Beute einlaufen lassen.

Solch eine Elektronik ist sicher nicht kostengünstig, welche Informationen hoffen Sie aus dem Monitoring zu gewinnen?

Erst einmal wollte ich Daten sammeln ohne eine wirkliche Ausrichtung zu haben, was damit später anzufangen ist. Ziel war erst mal die Langzeitentwicklung im Jahresverlauf zu ermitteln. Später kamen weitere Aspekte hinzu, wie zum Beispiel die Reaktion der Bienen auf die konventionelle Varroa-Behandlung, das Wandern mit den Bienen auf einen anderen Standplatz oder ganz banal, wie lange dauert es nach der Volkdurchsicht, bis die Bienen ihre Ursprungstemperatur wieder aufgebaut haben.
Ich betreibe die Überwachung wie gesagt nur mit einem Volk, daher besitzen die Daten keine wirkliche statistische Relevanz, lassen aber für mich die ersten Rückschlüsse auf verändernde Bedingungen zu. Anders sieht es bei größeren Projekten wie zum Beispiel Hobos des Julius-Maximilians-Universität in Würzburg aus. Im Vergleich hierzu liefert meine Temperaturüberwachung aber eine 3 dimensionale Datenerfassung der Temperatur im Bienenvolk.
Ich werde in diesem Jahr keine Schwarmverhinderung mit dem Referenzvolk vornehmen um zu sehen, wie sich die Temperatur im Volk entwickelt und anhand welcher Temperaturentwicklung sich eine aufkommende Schwarmlust bildet, wenn dies überhaupt der Fall sein sollte.

Die technische Ausstattung der Beute ist recht umfangreich, können Sie etwas zu dem Aufbau der Sensorik erzählen?

Zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, die Entwicklung dauerte etwa 1 Jahr, wobei man sagen muss, dass der erste Prototyp unmittelbar in den Müll wanderte. Aus diesen Erfahrungen habe ich einen zweiten Versuch gestartet, hierbei wurde die gesamte Technik selbst entwickelt. Die Software zur Datenerfassung wurde in Zusammenarbeit mit meinem Sohn programmiert und für diesen Anwendungsfall optimiert. Einzelne Fräs- und Ätzarbeiten habe ich extern vergeben, weil mir einfach die Technik für dessen Umsetzung gefehlt hat. Bevor die Bienen in die Beute kamen, habe ich einen 2 monatigen Trockenlauf ohne Bienen gestartet, bei dem weitere Fehler ausgemerzt wurden.
Auf jeder Wabe sitzen jeweils 8 Temperatursensoren, die jede Minute Daten an die Steuertechnik liefern. Insgesamt kommen etwa 2 Megabyte Rohdaten aus 1.440 Datensätzen je Sensor pro Tag zusammen, die auf einer SD Karte im Controller gespeichert werden. Die Daten werden über eine USB Schnittstelle oder den Kartentausch ausgelesen und mit freizugänglicher Software weiterverarbeitet. Durch den Aufbau der Sensoren und den Verbau des Controllers über den Rähmchen kann kein Honigraum aufgesetzt werden, sodass die Bienen nur auf dem Dadant-Brutraum sitzen. In der aufgesetzten Zarge auf dem Brutraum wird die gesamte Technik, getrennt von den Bienen über eine eigens angefertigte Acrylglasscheibe, untergebracht. Durch den fehlenden Honigraum wird sicher schnell eine Schwarmstimmung auftreten, die ich wie bereits angesprochen, provozieren möchte.

In jedem Rähmchen sitzen 8 Sensoren über zwei Ebenen angeordnet, diese sind direkt in die Mittelwand eingearbeitet. Ich habe die Mittelwand hierzu im Backofen bei geringer Temperatur eingelötet, sodass die gemessene Temperatur wirklich aus dem Kern der Wabe stammt.

Der Aufbau wird auch dieses Jahr dank der guten Überwinterung der Volkes fortgeführt, welche weiteren Themen wollen Sie mit Ihrem Versuch aufgreifen?

Nunja, zum einen betreibe ich dank der Unterstützung eines Imkerkollegen seit Februar diesen Jahres eine eigene Webseite ausschließlich für diese Temperaturüberwachung. Auf dieser finden sich sehr viele Informationen zu meinem Versuchsaufbau und der technischen Umsetzung. Die Seite liefert mir auch die Möglichkeit meine gewonnen Daten der Öffentlichkeit bereitzustellen, hierzu werde ich meine Temperaturdaten in einer Datenbank allen Interessierten veröffentlichen.

Da ich keinen Honig aus diesem Volk ernten kann, ist eine unterjährige Behandlung des Volkes mit industriellen Varroabekämpfungsmitteln problemlos möglich. Ich habe von einem Fieberschub der Völker nach einer solchen Behandlung gehört und möchte dies gerne mit meinem Monitoring überprüfen und eventuell belegen. Zudem kann ich keine Behandlung der Varroa mit natürlichen Säuren vornehmen, diese würden die empfindliche Technik angreifen und den Versuchsaufbau zerstören.

Zu guter Letzt noch eine Frage für Imker, die auch gerne eine 3 dimensionale Temperaturmessung Ihrer Völker vornehmen möchten. Was würden Sie diesen Imkern empfehlen.

Aufgrund der hohen Komplexität und Anforderung an die Technik würde ich die Umsetzungen eines solchen Projekts nicht jedem raten. Jeder der sich solch einem Projekt annehmen möchte, sollte zumindest einen technischen Hintergrund haben. Vieles muss selbst entwickelt und erdacht werden, einen komplett fertigen Aufbau, den man einfach in die Beute stellt, existiert nicht. Der Aufwand verschlingt viel freie Zeit und natürlich auch Geld. Daher sollte jeder der glaubt, dass mal eben nebenbei zu erledigen, lieber die Finger davon lassen sollte.

Kontaktadresse
Michael Mietz
mietz.imkerforum.de

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