Unter dem Begriff Tracht ist die Zusammenfassung aller für das Überleben der Bienen notwendigen Nahrungsgrundlagen zu verstehen. Dies schließt sowohl Pollen, als auch Nektar und Honigtau mit ein. In der Haupttracht wird mehr Nektar zu Honig umgewandelt, als durch den Eigenverbrauch der Bienen zur Aufrechterhaltung der Bruttätigkeit benötigt wird. Dieser Überschuss wird dann in Honigzellen für trachtarme Phasen eingelagert. Oftmals finden sich diese im oberen Randbereich der Brutwaben oder in den aufgesetzten Honigräumen der Magazinbeuten. Ein Bienenvolk hat im Durchschnitt einen Jahresbedarf von circa 100 Kilogramm Honig, ein Großteil hiervon wird zur Ernährung der Brut und zum Wärmen des Brutnestes verbraucht. Prizipiell unterscheidet man in Blütentracht von blühenden Pflanzen und Honigtautracht von Bäumen und Baumläusen.
Ein reichhaltiges Nahrungsangebot für die Bienen ist gleichbedeutend mit der wirtschaftlichen Ausbeute des Imkers aus dem Ernten des Honigs. Daher wandern viele Imker mit Ihren Bienen zu den ergiebigsten Trachtquellen um mehrere Haupttrachten im Jahr abgreifen zu können. Die Haupttracht ist jene zeitliche Phase, in der die meisten nektarreichen Pflanzen eines Gebietes in Blüte stehen und Nektar an die Insekten abgeben. In jedem Gebiet existieren oft nur ein bis zwei Haupttrachtzeiten, dies ist immer von den örtlich verfügbaren Blütenpflanzen abhängig. In der Imkerei werden 6 elementare Trachtarten unterschieden. Die erste Tracht ist die Entwicklungstracht, oft bestehend aus Frühblühern, in dieser Trachtphase nutzen die Bienen den Nektar zur Aufzucht der ersten Brut und zur schnellen Entwicklung zu einem leistungsstarken Volk. Die Frühtracht ist die erste Phase, in der auch der Imker den ersten Honig von den Bienen ernten kann. Mit der Frühsommertracht beginnt die ergiebigste Phase für die Honigernte, gefolgt von der Sommertracht und der Spättracht. In Gebieten mit großen Nadelwäldern erschließt sich auch die Honigtautracht, in der die Bienen den Honig von kleinen Läusen und Nadelbäumen sammeln.
In den einzelnen Regionen der Bundesrepublik sind die Haupttrachten recht vielseitig. Im Norden honigen häufig Raps und Linde sehr stark und bieten gute Erträge für den Imker, im Süden sind es die ausgedehnten Nadelwälder, in denen größtenteils Honigtau geerntet wird. Vor der Honigernte müssen die Bienen den meist hohen Wasseranteil im Nektar von bis zu 80% auf einen Wert unter 18% durch ihre Wärme und Ventilation vor dem Flugloch reduzieren und eindicken. Andernfalls würde dieser in kürzester Zeit anfangen zu gären und ungenießbar werden. Die Bienen haben eine eigene Kommunikation entwickelt um den anderen Bienen in einem Stock die ergiebigsten Trachtquellen mitzuteilen. Der Trachttanz ergibt sich aus der Lage und Entfernung zur Tracht, sowie dem möglichen Ertrag. In Abhängigkeit des Anwendungsfalls verwenden die Bienen verschiedene Tänze wie zum Beispiel den bekannten Schwänzeltanz, Rundtanz und Zittertanz.
In der Imkerei ist ein Wirtschaftsvolk immer jenes Bienenvolk, welches zu Honigernte verwendet wird. Seine Eigenschaften sollten ein geringer Schwarmtrieb, guter Wabensitz und eine leistungsstarke Königin sein. Zudem ist es wichtig, dass die Königin nicht bei einbrechender Tracht mit der Legetätigkeit aufhört, sondern im gleichen Maße fortfährt, damit ausreichend Bienenmaße für die Folgetracht verfügbar ist. Ableger werden in ihrem ersten Jahr niemals zur Honigernte verwendet, den diese benötigen den eingetragenen Honig um weiter zu wachsen, ein großes Brutnest auszubilden und stark genug zu werden, damit sie den Winter überstehen und im Folgejahr als Wirtschaftsvolk fungieren können.