Die Amöbenruhr ist eine Durchfallerkrankung der Bienen, welche durch den einzelligen Erreger Malpigha-moeba mellificae ausgelöst wird. Dieser nistet sich im Harnröhrchen der Bienen ein und wirkt von dort auf den Organismus. Häufig tritt diese Erkrankung nach einem kühlen und feuchtem Sommer oder einem extrem harten und kaltem Winter auf. Oftmals handelt es sich auch um eine Mischinfektion mit der Nosematose. Der Erreger vermindert die Fähigkeit der infizierten Biene zur Wasserresorption, welche zu einem starken Durchfall führt. Die Anzeichen für einen Befall sind vielschichtig, zeigen sich aber häufig an flugunfähigen Bienen mit zitternden Flügeln, stark verkoteten Waben, einer hohen Todesrate am und im Bienenstock, sowie starkem und andauerndem Durchfall der Bienen. Der Erreger ist aufgrund seiner Größe nur unter dem Mikroskop sichtbar.
Der Erreger der Amöbenruhr bildet zur Vermehrung Dauerformen, sogenannte Zysten, aus, welche auch längere Zeit außerhalb der Bienen überleben können, sodass auch ein späterer erneuter Ausbruch der Krankheit möglich ist. Die Verbreitung der Krankheit erfolgt unmittelbar über die Ausscheidungen der infizierten Bienen. Diese werden durch Putzbienen bei der Reinigung aus dem Stock verbracht, durch die Aufnahme des Kots infizieren sich diese Bienen dann ebenfalls. Weitere Verbreitungsmöglichkeiten auch von Bienenvolk zu anderen Bienenvölkern ist der Verflug von Arbeitsbienen und Drohnen, Räuberei, Wanderung und das umhängen von Brutwaben zwischen einzelnen Völkern.
Selbstheilung bei starken Bienenvölkern
Oftmals heilen sich starke Völker bei einem schwachen Befall mit der Krankheit von selbst, ist dies nicht mehr gegeben, sollte das Volk abgeschwefelt werden, um eine weitere Verbreitung der Amöbenruhr auf andere Völker zu verhindern. Nach der Abtötung des Volks sind die Waben und Beuten gründlich zu desinfizieren, ein Einschmelzen der Waben ist empfehlenswert um eventuell anhaftende Zysten abzutöten. Um eine Ruhr nicht ausbrechen zu lassen sollte immer auf präventive Maßnahmen zurückgegriffen werden. Dies bedingt die Haltung von starken und vitalen Völkern, die sich oftmals selbst von Krankheitserregern heilen können. Im Sommer ist ein hoher Umsatz neuer Bienen eine wichtige Maßnahme, dies bedingt eine leistungsstarke Königin und ausreichend Pflegebienen. In den Sommerbienen ist es der Amöbenruhr kaum möglich sich in ausreichendem Maße zu verbreiten, sofern die Witterungsbedingungen und die Bienenmaße optimale Verhältnisse ausweisen. Ist eine Königin nicht in der Lage ein ausreichendes Brutgeschäft aufrecht zu halten, sollte bereits vor dem Ausbruch einer Krankheit umgeweiselt werden, dies bietet den Bienen auch eine bessere Ausgangssituation für die Überwinterung.
Gegen die Krankheit der Amöbenruhr existiert aktuell kein zugelassenes Medikament für die Behandlung von Bienen. Es sind lediglich Verfahren zur Reinigung von abgeschwefelten Völkern bekannt, bei denen die Beuten mit 3%iger heißer Sodalauge abgewaschen werden sollen. Werden Holzbeuten verwendet, ist ein Abbrennen der Innen- und Außenseiten angebracht, um den Erreger abzutöten. Die Amöbenruhr ist in Deutschland nach aktuellem Stand derzeitig nicht anzeigepflichtig.