Die Behandlung von Bienenvölkern mit Milchsäure ist eine effektive Maßnahme gegen das Ausbreiten der gefürchteten Varroamilbe. Sie ist eine der wenigen Behandlungsmethoden, mit der bei richtiger Anwendung keine Rückstände in Honig und Wachs nachweisbar sind. Für die Durchführung ist es aber erforderlich, dass die Waben brutfrei sind, daher erfolgt eine Einbringung erst in den Monaten Oktober bis November. Die optimale Temperatur für die Anwendung von Milchsäure beträgt 5 – 15° Celsius, hierbei ist der Wirkungsgrad abhängig von der herschenden Außentemperatur. Je höher die Außentemperatur, um geringer ist der zu erwartende Wirkungsgrad und daraus resultierend der Abfall der Milben von den Bienen. Nach dem Besprühen der Waben und den aufsitzenden Bienen ist bereits nach 24 Stunden mit dem Varroaabfall zu rechnen.
Milchsäure als Winterbehandlung
Milchsäure wird in einer Konzentration von 15%iger Lösung angewendet, im Handel werden oft Lösung mit höheren Konzentrationen verkauft, welcher vor der Behandlung auf das richtige Konzentrationsverhältnis mit Wasser verdünnt werden müssen. Die fertige Lösung wird über einen Handzerstäuber beidseitig auf die Waben aufgesprüht, sodass etwa 3-5ml der Milchsäurelösung je Wabenseite aufgebracht werden. Dabei sollte versucht werden alle aufsitzenden Bienen mit der Lösung zu besprühen, weil diese unmittelbar auf jene Milben wirkt, welche auf den Bienen aufsitzen. Weil jedes einzelne Rähmchen besprüht werden muss, sollte mit einem höheren Zeitbedarf für die Anwendung gerechnet werden, in der Regel ist von 5 Minuten je Zarge auszugehen. Die Behandlung findet zwei Mal mit einem Abstand von 7 Tagen statt.
Zwar tötet die Milchsäure einen Großteil der im Wintervolk enthaltenen Varroamilben ab, trotzdem sollte diese Form der Behandlung nur in Ausnahmefällen genutzt und stattdessen mit Oxalsäure im brutfreien Volk gearbeitet werden. Durch das mehrmalige Ziehen jeder einzelnen Wabe im Volk insbesondere in den kalten Monaten Oktober bzw. November wird das Bienenvolk unverhältnismäßig gestört. Das Nest wird auseinandergerissen und es kann bis zu mehrere Tage dauern, bis das Volk seine ursprüngliche Wintertraube wiederhergestellt hat. Gerade bei zweizargiger Überwinterung müssen verhältnismäßig viele Waben bearbeitet werden und eine Behandlung kann dann bereits mehrere Minuten dauern. Weiterhin wird der volkeigene Geruch durch die Milchsäure überdeckt, sodass gerade in den Wintermonaten der Zusammenhalt der Bienen massiv gestört wird, da die Bienen sich nicht mehr an dem Geruch orientieren können und oftmals sogar aufbrausen.
Varroabehandlung nach der Ablegerbildung
Die Anwendung von Milchsäure kann auch in Ablegern erfolgen, die bereits in Brut gegangen sind aber nicht für die Honigproduktion im Jahr der Anwendung herangezogen werden. Hierzu müssen die Ableger aber häufiger mit Milchsäure behandelt werden. Mit einem Abstand von 4-7 Tagen wird die Durchführung der Maßnahme mindestens 4-5 mal wiederholt, sodass alle Bienen die nach der ersten Behandlung geschlüpft mindestens ein Mal auch mit Milchsäure in Kontakt kommen. Beim Aufsprühen der Losung ist darauf zu achten, dass die Säure nicht unmittelbar in die Brutzellen gesprüht wird. Auch ist eine Anwendung nicht durchzuführen, sofern sich noch ein Honigraum auf dem Bienenvolk befindet, da die Gefahr besteht, dass die Bienen die aufgesprüht Milchsäure in die Zellen eintragen und der Honig dadurch kontaminiert wird. Besser Wirksamkeit besitzt die Milchsäure bei brutfrei gebildeten Ableger bzw. Kunstschwärmen, hierzu kann die Milchsäure bereits nach zweimaliger Anwendung einen überwiegenden Anteil der Milben abtöten. Anschließend können die jung gebildeten Völker / Ableger in das interne Varroabekämpfungskonzept integriert werden und müssen erst zur Einwinterung wieder mit Ameisensäure behandelt werden.
Bislang sind keine negativen Auswirkungen auf den Organismus der Bienen bekannt, sofern die Milchsäure in richtige Konzentration und Menge verwendet wird. Bei zu starker Einbringung oder zu hohen Konzentrationen aufgrund des falschen Mischungsverhältnisses können die Bienen eine Schwarzsucht ausbilden, bei der die feinen Härchen abbrechen, sodass nur noch der schwarze Hinterleib sichtbar ist. Bei der gesamten Behandlung, von der Zusammenmischung bis zum Aufsprühen sind geeignete Vorsichtmaßnahmen wie das Tragen von Schutzkleidung, Brille und Handschuhe zu treffen. Ein Einatmen der zerstäubten Milchsäurelösung ist zu verhindern, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Wirkungsgrad | sehr hoch (bis zu 95%) |
Anwendungsmenge | 2 x 100ml – 150ml (15%ig) |
Zeitaufwand | 5 – 10 Minuten |
Anwendungszeitraum | April - Oktober |
Besonderheit | Behandlung ohne offene Brut Ableger- oder Kunstschwarmbildung Behandlung jeder bienenbesetzten Wabe |
Kosten | 10 - 12 EUR/Liter (80%ige Lösung) |