Drohnenvölker sind speziell für die Vermehrung erstellte Bienenvölker deren Zielsetzung die Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl an für die Begattung von Königinnen notwendigen Drohnen ist. Die Drohnenvölker unterscheiden sich von anderen Wirtschaftsvölkern durch ihre züchtenswerten Eigenschaften, welche über die Gene der Mutter unmittelbar an die Drohnen weitergegeben werden. Weil für die Entwicklung von Drohnen die Eier nicht befruchtet werden müssen, stammen die Drohnen von einer F1 Königin, welche wiederrum von einer gekörten Königin abstammen. Die Drohnen beinhalten somit alle Eigenschaften der gekörten Königin und können trotzdem von einer Vielzahl an Königinnen der F1 Generation erzeugt werden. Häufigste Anwendung für gezielt erstellte Drohnenvölker findet sich in der Belegstellenarbeit in der die Königinnen mit einer speziell ausgewählten Zucht an Drohnen einer Drohnenmutter angepaart werden sollen.
Für die Erstellung von Drohnenvölkern werden bereits frühzeitig im Jahr Drohnenrahmen in das Volk gegeben und während der Saison auch nicht wie sonst üblich ausgeschnitten. Mindestens eine Drohnenwabe sollte sich stetig im Volk und in der Entwicklung befinden, in Abhängigkeit der Stärke der Drohnenvölker können es sogar 3 bis 4 Drohnenwaben sein. Durch die Bildung und gezielte Vermehrung von Drohnen mit wünschenswerten Eigenschaften können Imker sich auch „private Belegstellen“ erstellen. Die gezielte und stetige Selektion sowie eine Dominanz der eigenen Drohnen innerhalb des Begattungsradius kann über Jahre eine Drohnenhoheit aufbauen, sodass naheliegende Königinnen anderer Imker von den eigenen Drohnen begattet werden. Wird dies über mehrere Jahre praktiziert, so bringen auch diese Königinnen allmählich Drohnenmaterial der eigenen Selektion hervor. Für eine reine Standbegattung ohne Selektion der Zuchtmerkmale ist die Erstellung von Drohnenvölkern nicht notwendig, denn es wird in normalen Völkern immer ausreichend Drohnenmaterial für die Begattung schlüpfen auch wenn die Drohnenrahmen stetig ausgeschnitten werden. Die Pflege der Drohnen nimmt viel Zeit und Nahrung in Anspruch, bindet Pflegekapazitäten und sorgt für eine reduzierte Sammelleistung, sodass Drohnenvölker meist nicht als Trachtvölker zu verwenden sind, oftmals müssen diese Völker sogar gefüttert werden.
Pflege von Drohnenvölkern
Die Maße an Drohnen in einem Volk sorgt für eine gesteigerte Schwarmstimmung im Volk, insbesondere in der Phase vor der Sommersonnenwende muss bei der Bearbeitung von Drohnenvölker ein Augenmerk auf stetiger Schwarmvorbeugung gesetzt werden. Sollte die Königin abschwärmen, ist die Nachzucht weiterer Drohnen in dem Drohnenvolk nicht mehr möglich. Daher müssen die Völker gezielt alle 7 Tage nach Weiselzellen durchsucht und bei Bedarf ausgebrochen werden. Zur Reduzierung des Schwarmdrucks kann für die Dauer von 1-2 Wochen ein Zwischenbodenableger gebildet werden.
Durch den Überfluss an Drohnenbrut besteht im Volk eine hohe Varroabelastung, da die Milbe optimale Bedingungen für die Aufzucht ihrer Nachkommen vorfindet. Es eignen sich daher nur starke und vitale Völker als Drohnenvölker, zudem belassen viele Züchter den Varroadruck, um eine Art natürliche Selektion der Drohnen vorzunehmen. Von der Milbe befallene Drohnen sind oft flugunfähig und somit für die Nachzucht ungeeignet. Nur die besten und vitalsten Drohnen können sich entwickeln und mit den Königinnen paaren, so die Theorie.
Aufbau von Drohnenvölkern
Eine Königin wird während des einmaligen Begattungsfluges von 10 – 25 Drohnen begattet. Die notwendigen Drohnen sind in ihrem Leben nur etwa 10 bis 12 Tage geschlechtsreif, sodass für eine ausreichende Begattung immer wieder Drohnen nachgepflegt werden müssen und nicht auf die bereits erstellten Drohnen zurückgegriffen werden kann. Die Entwicklung von geschlechtsreifen männlichen Bienen dauert mindestens 45 Tage vom Einlegen des Drohnenrahmens bis zur Geschlechtsreife. Etwa 3 – 5 Tage fallen dabei bereits auf den Ausbau des Drohnenrahmens bis zur Bestiftung durch die Königin. Der Drohn selbst benötigt weitere 24 Tage vom Ei bis zu seinem Schlupf und weitere zwei Wochen bis zur seiner vollständigen Entwicklung und Geschlechtsreife. Nur Drohnen mit voll ausgebildeter Geschlechtsreife garantieren eine zufriedenstellende Begattung der Königin und die Einhaltung der gesetzten Zuchtziele.
Es obliegt dem Betreiber der Belegstelle bzw. dem Züchter für einen stetigen Nachschub an jungen und vitalen Drohnen zu sorgen. Ältere Drohnen sind zwar auch über die 12 Tage hinaus geschlechtsreif, doch nimmt die Qualität der erzeugten Spermien mit zunehmendem Alter des Drohn ab. Nach der Begattung wäre ein Teil des in der Samenblase eingelagerten Spermas nicht mehr für die Befruchtung der Eier zu gebrauchen.
Drohnenvölker auf Belegstellen
Wie bereits erwähnt werden für die Erstellung von Drohnenvölkern oftmals Töchter von gekörten Königinnen verwendet, um die ausgezeichneten Leistungsmerkmale oder die rassetypischen Merkmale einer Linie weiterzuvererben. Die gekörten Königinne zeichnen sich durch ihre überdurchschnittlichen und züchtungswerten Merkmale aus, die auf weitere Generationen vererbt werden sollen.
Die Begattung von angelieferten Königinnen auf einer Belegstelle soll zweifelsfrei von diesen Nachkommen der gekörten Königin erfolgen, daher wird bei der Anlieferung der Begattungsvölkchen auch großen Wert auf Drohnenfreiheit der Begattungseinheiten gelegt. Weiterhin bestehen feste Vorgaben für die Erstellung der Drohnenvölker, sofern diese nicht auf der Belegstelle überwintern. Bereits kurz nach dem Einhängen der ersten Drohnenrahmen im Frühjahr werden die Fluglöcher versperrt, um das Eindringen und Vermischen der Völker mit fremden Drohnen zu verhindern. Die jungen Drohnen der F1 Königin können somit das Drohnenvolk nicht verlassen und fremde Drohnen nicht in das Volk eindringen. Vor Saisonbeginn werden die zukünftigen Drohnenvölker einer Merkmalsprobe unterzogen, insbesondere bei Rasse- oder Linienbegattung wie zum Beispiel Carnica sind neben den wirtschaftlichen Eigenschaften auch die äußeren Merkmale von gesteigertem Interesse für den Imker. Die Merkmalsprobe wird zur Untersuchung an eine anerkannte Merkmalsuntersuchungsstelle für Bienen gesandt. Auf der Belegstelle selbst kann das Absperrgitter problemlos entfernt werden, da aufgrund der Entfernung zum Festland (Inselbelegstelle) oder anderen Imkern (Schutzgürtel) der Zuflug fremder Drohnen häufig auszuschließen ist.
In der Belegstellenarbeit werden in jedem Jahr immer nur Nachzuchten einer Zuchtkönigin aufgestellt. Dies ermöglicht es den Züchtern für die begatteten Königinnen ein Pedigree zu erstellen, anhand dessen die Zuchtdaten des Muttervolkes der Königin und der Drohnenmutter über Generationen dokumentiert werden können. Die Bereitstellung von mehreren unterschiedlichen Nachzuchten ist zwar durchaus möglich und wird auf einigen Belegstellen auch praktiziert, diese begatteten Königin lassen die Erstellung eines aussagekräftigen Stammbaums aber nicht mehr zweifelsfrei zu.