Während der Königinnenzucht werden häufig mehr Weiselzellen durch den Imker angesetzt, als tatsächlich benötigt werden. Nicht zuletzt resultiert diese Vorgehensweise aus der Ungewissheit über den züchterischen Erfolg. Zwischen dem Umlarven und dem tatsächlichen Ergebnis der Zucht können viele Faktoren Einfluss auf die Anzahl der schlussendlich entstehenden begatteten Königinnen haben. Eine schlechte Annahmequote im Pflegevolk, eine geringe Schlupfrate aufgrund mangelhafter Pflege, Verlust von Begattungseinheiten oder die fehlende Möglichkeit zur Begattung aufgrund ungeeigneter Witterungsverhältnisse sind nur einige Faktoren, welche negativen Einfluss auf die schlussendlich resultierende Quote nutzbarer Weiseln haben.
In der Regel dienen die erzeugten Königinnen dem Ersatz der Altweiseln in den Wirtschaftsvölkern oder zur Bildung von Ablegern als Jungvölker für die kommende Saison. Der Überschuss an Königinnen wird häufig in den Begattungseinheiten als Ableger fortgeführt. Hierbei bilden die jungen Weiseln bis August ein fortwährend größer werdendes Brutnest und können den Ableger bis zur Überwinterungsfähigkeit ausbauen. Der Vorteil dieser Einheiten ist, dass, sofern bei der Bildung bereits gegen die Varroa behandelt wurde, diese nur einen extrem geringen Milbenbefall aufweisen. Eine weitere Behandlung im August nach dem regulären Bekämpfungsplan der Bienenvölker mit Ameisensäure sorgt für eine sehr geringe Anzahl an Milben während der Winterperiode. Die jungen Bienenvölker sollten bis August eine volle Zarge Bienen aufweisen, sodass problemlos als Einzarger überwintert werden kann. Ist die Bienenmasse kleiner, werden Ableger im 2-Königinnen-Betrieb zusammengeführt oder vereinigt. In der darauffolgenden Bienensaison werden überschüssige Ableger verkauft oder zur Stärkung von schwach überwinterten Völkern verwendet.
Auflösen von Begattungseinheiten
Nicht jede Königin wird unmittelbar auf dem Standmaß zur Begattung einlogiert. Die meisten Weiseln werden in kleinen Begattungseinheiten angepaart, welche spätestens nach der ersten Eiablage wesentlich zu klein werden. Dies ist der erste Zeitpunkt, an dem die Weiseln in größere Ableger oder zum Austausch in die Wirtschaftsvölker überführt werden. Spätestens im August, besser aber bereits Anfang Juli sollte die Auflösung kleiner Begattungskästen erfolgen. Können die Königinnen aufgrund der geringen Wabenfläche nicht in volle Brutablage gehen, werden Potenziale verschenkt oder es kommt sogar zum Abtrieb der Königin. Die Begattungseinheiten mit Ihrem Bienenmaterial können zudem in anderer Hinsicht weiter verwendet werden. Ist die Jahreszeit noch nicht weit fortgeschritten, kann in diesen eine zweite Zuchtserie mit Königinnen begattet werden. Im späteren Jahresverlauf werden die Bienen und Brut in Sammelbrutablegern verwertet oder lediglich aus dem zur Verfügung stehenden Bienenmaterial Kunstschwärme gebildet.
Zusetzen der Königin
Zur Umweiselung der Altkönigin mit einer 0-jährigen jungen und frisch begatteten Königin existieren verschiedene Zusetzverfahren. Zum einen kann im weiselrichtigen Volk umgeweiselt werden, hierzu wird die alte Königin entfernt und ggf. entstehende oder vorhandene Weiselzellen ausgebrochen. Die Jungkönigin wird dann im Zusetzkäfig mit einigen Begleitbienen mittig in das Brutnest des Bienenvolks gegeben. Die junge Weisel sollte mindestens bereits 3 Wochen in Eiablage sein, um eine gewisse Routine entwickelt zu haben, andernfalls kann diese aufgrund ihrer Aufregung und Unerfahrenheit schnell vom Bienenvolk abgestoßen werden. Die erste Kontrolle sollte frühestens 10 Tage später erfolgen um unnötige Störungen zu vermeiden. Die bessere Methode mit einer höheren Annahmewahrscheinlichkeit ist aber das Zusetzen im weisellosen Volk, hier wurde die alte Königin bereits 9 Tage vorher entfernt und die Bienen haben aus der noch vorhandenen offenen Brut Weiselzellen angesetzt. Nach 9 Tagen werden diese Zellen gebrochen und für die Bienen ist es jetzt unmöglich in Ermangelung weiterer offener Brut eine neue Königin heranzuziehen. Die Jungkönigin kann nun problemlos und mit hoher Annahmewahrscheinlichkeit über einen Zusetzkäfig ins Volk gegeben werden.
Verwertung im Kunstschwarm
Eine maximale Annahmewahrscheinlichkeit mit einer Erfolgsquote von annährend 100% bietet nur das Zusetzen im Kunstschwarm. Gerade für Reinzuchtköniginnen bzw. Königinnen mit hoher Potenzialerwartung sollte dieses Verfahren bevorzugt werden. Die Bildung von Kunstschwärmen kann zum Beispiel bei der Honigernte erfolgen, die aufsitzenden Bienen werden nicht einfach abgestoßen, sondern direkt in einen Kunstschwarmkasten gefegt. Insgesamt sollte der Kunstschwarm nicht kleiner als 1,5 – 2 Kg sein und aus den Bienen mehrerer Völker bestehen. Die bereits begattete Königin wird dann unter Futterteigverschluss im Zusetzkäfig direkt in die Traube gehängt. Der gesamte Kunstschwarm ist dann im kühlen und dunklen Keller für 2 – 3 Tage zu lagern. Entscheidend ist, dass im Gegensatz zu einem natürlichen Schwarm die Bienen Ihren Honigmagen nicht vollständig gefüllt haben und daher während der Dunkelhaft flüssig gefüttert werden müssen. Nach der Kellerhaft kann der Kunstschwarm wie ein natürlicher Schwarm in eine Beute mit Mittelwänden, einer Pollen und Honigwabe, sowie einer Leerwabe einlogiert werden. Die Bienen werden zügig die Mittelwände ausbauen und die Königin in Eiablage gehen. Der Kunstschwarm sollte bei fehlender Haupttracht weiterhin stetig flüssig gefüttert werden bis alle Waben ausgebaut sind. Bis zur Einwinterung hin sollte das Flugloch stark eingeengt sein, damit die Bienen in der Lage sind, sich gegen aufkommende Räuberei zur Wehr zu setzen. Nach frühestens 10 Tagen kann eine erste Kontrolle erfolgen.