Die Wettbewerbsstrategie des Qualitätsführer bildet für kleine Imkereien mit überschaubaren und absetzbaren Produktionsmengen den Königsweg der möglichen Orientierungen im Wettbewerb der verschiedenen Anbieter auf dem Markt. Der Vertrieb von qualitativ hochwertigen Produkten rechtfertigt gegenüber der Zielgruppe qualitätsbewusster Käufer auch einen höheren Preis im Vergleich zu Konkurrenzprodukten. Diese können gegenüber dem Markt aber nur durch merkliche Leistungsvorteile für den Kunden gerechtfertigt werden. Diese Wettbewerbsvorteile und Kundenmehrwerte messen sich nicht nur an dem Produkt, welches zumindest gesiebt, frei von Verunreinigungen und gerührt sein sollte, sondern auch an einer ansprechenden und sich von der Konkurrenz abhebenden Verpackung, sowie an sekundären Mehrwerten wie Kundenbindung, Kundeninteraktion und Kundenreaktion.
Die Qualität beschreibt sich nicht nur an dem ausgelieferten Produkt, sondern auch an der Reaktion der Kunden auf Reklamationen und dem daraus resultierenden kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Die Einführung eines Beschwerdemanagement und standardisierten Prozessen kann im fortschreiten Produkt- und Unternehmensentwicklungsprozess entscheidenden Anteil an der Qualitätsverbesserung haben. Es zeigt sich, dass ein Produkt, sofern es den Erwartungen des Kunden nicht entspricht, zurückgenommen werden sollte, auch wenn die Verpackung bereits angebrochen ist, nur selten zu merkbaren finanziellen Schädigungen durch Reklamation führt. Vielmehr wirkt ein kulantes Verhalten gegenüber dem Kunden besänftigend auf entstehende Verärgerungen und sorgt eventuell trotz Rückgabe für eine Weiterempfehlung, zumindest aber für ein positives „Virales Marketing“ gegenüber anderen potenziellen Käufern. Die bei qualitativ hochwertigen Produkten oft geringen Rückläuferkosten müssen aber nicht zuletzt auf die Gesamtkosten aufgeschlagen und in der Produktkostenkalkulation berücksichtigt werden.
Aufbau von Kundenbeziehungen
Trotz der hohen Standardisierung in der Imkerei und der Erzeugung von gleichartigem Honig müssen Qualitätsführer Markteintrittsbarrieren für neue Anbieter schaffen, um sich gegenüber neuen und aufstrebenden Wettbewerbern zu behaupten. Diese Schranken können zum einen durch das Angebot von sortenreinem Honig und des Weiteren durch eine angebotene Sortenvielfallt erreicht werden. Insbesondere durch das Angebot von sehr seltenen und hochwertigen Sortenhonigen können sich Qualitätsführer von anderen Marktteilnehmern abheben. Zudem ist eine über Jahre aufgebaute enge Kundenbindung mit gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Bestand der Marktstrategie. Für kleine Imkereien ist der Direktvertrieb das wichtigste Erfolgskriterium, diese sind direkt am Kunden, können in einen persönlichen Dialog treten und sich an den Wünschen der Kunden orientieren um ein qualitatives und sich vom Markt absetzendes Produkt zu erzeugen. In diesem Zusammenhang bilden sich langfristig Marken – als Imker oder auch für das Produkt. Dieser Prozess kann ohne größere Kostenaufwendungen nicht erzwungen aber durch die eigene Sorgfalt bei der Produkterstellung unterstützt und gefördert werden. Die Markteintrittsbarriere der langfristigen Erfahrung und Kundenbeziehung ist nicht ohne weiteres durch andere Marktteilnehmer zu überwinden und sichert den langfristigen Markterfolg des Unternehmens.
Steigender Erfolg trotz geringerer Produktion
Als Qualitätsführer ist das Geschäftsmodell nicht auf quantitative Marktflutung mit dem Produktangebot über einen günstigen Preis ausgelegt, vielmehr werden dem Kunden Zusatznutzen angeboten. Der Nutzen manifestiert sich nicht immer in einem materiellen Zugewinn für den Kunden, sondern kann auch ein ausgefallenes und auffälliges Design der Gläser oder Etiketten sein, ein gutes und wettbewerbsfähiges Images des Unternehmens – welches sich durch sein soziales oder gesellschaftliches Engagement abhebt, die Schaffung einer Erlebniswelt für den Kunden während dieser die Produkte kauft zum Beispiel durch kostenlose Verkostungen oder dem privaten Dialog. Ein besonderes Benifit für Zusatznutzen sind die angebotenen Serviceleistungen, diese können zum Beispiel ein kostenloser Lieferservice oder Rückgaberecht sein.
Qualitätsführer mit Qualitätsprodukten
Der Ausbildung von Qualitätsprodukten unterstützend tätig ist zum Beispiel die Prämierung des Honigs durch ein fachkundiges Gremium bei Honigprämierungen. Eine Auszeichnung mit der Qualitätsklasse Gold für die eingereichten Honiglose klassifiziert die Qualität als besonders gut. Anhand von definierten Kriterien werden die Eigenschaften des Honigs bewertet und anhand einer Punktetabelle in die Prämierung Gold, Silber oder Bronze eingeordnet. Die Bildung von eigenen Qualitätsstandards und Ausnutzung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses in der Produktion und Fertigung für das Unternehmen liefert immer gleichbleibende und messbare Produktresultate. Hierzu gehören auch die Einhaltung von Hygienestandards und die Dokumentation von Maßnahmen zur Verbesserung oder Fehlerbehebung. Die Parameter für die Messbarkeit der Qualität können sich an verschiedenen Eigenschaften messen, zum einen ist ein beschreibendes Kriterium der Nährwert des erzeugten Honigs, zwar lässt sich dieser nicht unmittelbar steigend beeinflussen, trotzdem können Maßnahmen ergriffen werden, um den ursprünglichen Nährwert zu erhalten. Weiterhin ist ein Kriterium der Gebrauchswert, die Definition der Wertigkeit des Produktes für den Kunden. In diesem Kriterium sind beispielsweise der Wassergehalt und die Konsistenz des Honigs enthalten. Der Wassergehalt kann durch Kontrollmechnismen vor dem Schleudern geprüft und bewertet werden, sodass nur Honig mit weniger als 18% Wasser überhaupt aus dem Völkern entnommen wird. Auch die Konsistenz liegt im unmittelbaren Einfluss des Imkers, indem dieser den Honig vor der Abfüllung cremig rührt und nicht verfestigt oder grobkörnig im Glas verkauft. In diesem direkten Zusammenhang steht auch der Genusswert, welcher für den Kunden entsteht und unmittelbar beinflussbar ist. Ein weiteres und ebenfalls wichtiges Kriterium ist der Gesundheitswert, durch mangelnde Hygiene, schlechte Abfüllbedingungen oder mangelhafte Erfahrung bei der Verarbeitung kann die Reinheit gemindert werden oder es gar zur Gärung oder zu einem ungenießbaren Honig führen.
Nachteile und Herausforderungen
Neben den Vorteilen der Qualitätsführerschaft bei der Preisfindung und Absatzstrategie ist die Zielerreichung mit nicht zu vernachlässigenden Nachteilen verbunden. Der Aufbau und die stetige Neuentwicklung einer Qualitätsführerschaft sind mit nicht unerheblichen Mehrkosten für Gerätschaften, Umbau von Produktionsstätten, Schulungen, Individualisierung oder der Markenbildung verbunden. Weiterhin segmentiert der Qualitätsführer den Markt nach Kundengruppen, oftmals werden hierbei die preisbewussten Zielgruppen nicht berücksichtigt, da diese durch den höheren Preis nicht als Käufergruppe angesprochen werden. Zudem kann der höhere Verkaufspreis auch Nachahmer anlocken, die mit gleichartigen Produkten ebenfalls Marktanteile abgreifen wollen. Es liegt dann am Unternehmen mit entsprechenden Eintrittsbarrieren der Bildung eines Konsumentenmarktes entgegen zu wirken.