Interview mit dem Bio Imker Ronny Kern

Im ersten Interview auf BeeVenture sprechen wir mit dem Berufsimker Ronny Kern, welcher eine Bio Imkerei in Steinsdorf bei Weida im Bundesland Thüringen betreibt.

Bio Imker | Quelle: Ronny Kern / bio-imkern.de
Ronny Kern betreibt seit 2010 als Berufsimker eine Bio-Imkerei in Thüringen.Bio Imker | Quelle: Ronny Kern / bio-imkern.de

Hallo Herr Kern, stellen Sie sich bitte unseren Lesern kurz vor.

Sehr gerne. Ich bin 1977 in Sachsen geboren und aufgewachsen. Vor meiner Berufswahl als Imker habe ich in Witzenhausen/Kassel mein Studium der „Ökologische Agrarwissenschaften“ abgeschlossen. Seit 2010 wohnen meine Frau Anke, meine zwei Kinder und ich in einer ehemaligen Rittergutsscheune, in der ich auch meine Imkerei betreibe.

Seit wann sind Sie in der Imkerei tätig und wie sind Sie dazu gekommen?

Während meines Ökolandbaustudiums in Nordhessen habe ich in einer Land-WG mit Selbstversorgung gelebt. In dieser haben wir einen Teil unserer Lebensmittel selbst hergestellt. Unter anderem haben wir dort auch zwei Bienenvölker gehalten, dessen Betreuung meine Frau und ich übernommen haben.

Nach dem Studium habe ich gemeinsam mit meiner Frau Anke und unserem Sohn Bela eine dreijährige Radreise über vier Kontinente unternommen. Eigentlich wollte ich nach unserer „Weltreise“ Landwirtschaft betreiben, aber die Bienen machten mir Spaß und ich hatte bereits in den ersten Jahren gute Erträge. Dies war für mich ein Ansporn und ich begann mit drei Völkern im Jahr 2007 mir einen Erwerb und Lebensunterhalt auch ohne eigenes Land aufzubauen. Als reiner Autodidakt habe ich die Völkerzahl bis auf 100 aufgestockt und bin seit 2010 Berufsimker.

Wie viele Bienenvölker und Bienenstände haben Sie im letzten Jahr betreut?

Wie gesagt, sind aus den anfänglichen drei Völkern jetzt 100 geworden, die auf insgesamt 7 Ständen in der Region verteilt stehen.

Warum haben Sie sich für eine ökologische Bienenhaltung entschieden?

Ich bin unmittelbar durch mein Studium und meine Lebensausrichtung auf „Bio“ geprägt, sodass die artgerechte Haltung von Bienen und der ökologische Betrieb für mich als selbstverständlich sind. Die Zertifizierung nach Bioland Vorgaben war für mich dann nur noch eine Formsache, da ich ohnehin alle Anforderungen der Richtlinien erfüllte.

Welche Erfahrungen und Rückmeldungen gibt es von Ihren Kunden zu Ihrer nachhaltigen und ökologisch Honigerzeugung?

Die meisten Kunden haben nur wenig Vorwissen in Bezug auf eine ökologische Honigerzeugung, ich versuche meine Präsenz auf den Märkten zu nutzen, um die Kunden über die Betriebsweise aufzuklären. Wichtig zu erklären ist, dass ich Honig aus ökologischer Imkerei erzeuge und nicht „Bio-Honig“.

Von den meisten Kunden wird es honoriert, dass man eine teure und zeitaufwendige Zertifizierung auf sich nimmt und ökologisch bewirtschaftete Flächen im Umkreis anwandert. Auch wird Verständnis dafür gezeigt, dass durch den Verzicht auf lange und energetisch aufwendige Wanderungen auf eine größere Sortenvielfalt verzichtet werden muss.

Welchen Mehraufwand bedeutet die Herstellung von Biohonig im Vergleich zur konventionellen Honigerzeugung?

Im überwiegenden Teil sind es finanzielle Mehrbelastungen. Insbesondere die ausschließliche Verwendung von Mittelwänden aus eigenem Naturbauwachs zur Gewährleistung der Verwendung von unbelastetem Bienenwachs in einer sogenannten „offenen Wachsstrecke“ ist relativ kostenintensiv. Weiterhin setzte ich ausschließlich deutschen Biorübenzucker für die Winterfütterung ein. Der Preis liegt mit momentan 2,00 Euro pro Kilo deutlich über dem Handelspreis von konventionellem Haushaltszucker, der bei anderen Imkern verwendet wird.

Nun ja und nicht zu vergessen sind die wiederkehrenden Zertifizierungsgebühren die vom Imker an die Zertifizierungsstelle zu entrichten sind.

Ich denke bei der Arbeit an den Bienen besteht kein nennenswerter Mehraufwand im Vergleich zur konventionellen Herstellung von Honig.

Sie haben sich ein dichtes Vertriebsnetz aufgebaut, wie konnten Sie ihre Vertriebspartner von Ihrem Produkt überzeugen?

Ich profitiere zum einen davon, dass Bioland-Honig aus der Region Sachsen/Thüringen eher Mangelware ist. Viele Läden und Kunden sind durch meine Teilnahme auf Märkten auf mich aufmerksam geworden. Zudem spricht die Qualität des Honigs sich im Kundenkreis schnell herum. Ein großer Teil der Läden sind auf mich zugegangen, ohne dass ich hierfür aktiv werben musste. Als Ausgleich für die fehlenden Vielfalt an „Wanderhonig“ und einem großen Frühjahrsblütenhonig-Anteil an der Jahresernte biete ich auch Honige mit Früchten und Gewürzen an. Ich habe bereits 13 Sorten im Angebot, manchmal sind gerade diese die Türöffner für neue Kunden und Vertriebspartner.

Sie verkaufen Ihren Honig auch über das Internet, welche Bedeutung messen Sie dem Vertrieb über das E-Commerce für die Imkerei zu?

Bei mir liegt der Anteil am Internetvertrieb unter 10% Anteil am Gesamtverkauf. Sicher könnte man mit einem Shopsystem und intensiverer Konzentration darauf deutlich mehr erreichen, ich selbst mag aber den direkten Kontakt mit den Kunden und Läden lieber und möchte in der Region bleiben. Ich sehe im regionalen Bezug die Stärke meiner Imkerei.

Für mich dient das Internet eher als eine Informationsquelle über meine Imkerei für die Kunden, die bereits Honig bei mir gekauft haben.

Wie sieht die zukünftige Planung für weitere vergleichbare Produkte und den weiteren Ausbau Ihrer Imkerei aus?

Ich möchte weiterhin ein „Ein-Mann-Betrieb“ bleiben und meine Völkerzahl nicht weiter als auf 120 Bienenvölker ausbauen. Ich liebe die Arbeit an den Bienen, vor allem wenn ich sie alleine tun kann. Der Sommer mit den Bienen hat etwas Nomadenhaftes und bei aller Arbeit spüre ich in vielen Momenten große Befriedigung und ein Gefühl von Freiheit.

Ich möchte keine Angestellten, nur ein Mindestmaß an Technik und der momentan geringe organisatorische Aufwand soll auch weiterhin bleiben. Durch eine weitere Expansion würde ich Gefahr laufen diese Prämissen nicht aufrechterhalten zu können. Ferner möchte ich vom Rähmchen- und Beutenbau bis hin zur Mittelwandgießerei wie bisher alles selbst machen und in meiner eigenen Werkstatt herstellen.

In den nächsten Jahren halte ich immer wieder Ausschau nach neuen regionalen Sorten und pflanzen-gesellschaftlichen Besonderheiten, die ich in mein Sortiment aufnehmen möchte. Besonders interessiert bin ich an unüblichen/seltenen Trachten wie der Senf- und Phaceliablüte, die ich ja schon anbiete.

Kontaktadresse
Bioland-Imkerei – Ronny Kern
Steinsdorf 51
07570 Steinsdorf
+49 (0)3 66 03 – 64 53 77
+49 (0)170 – 674 45 75
www.bioimkern.de

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