Der Kieler Begattungskästchen ist ein sogenannter Mehrwabenkasten (kurz MWK) mit 4 Waben, welcher zur Beherbergung der unbegatteten Königinnen inkl. Begleitbienen genutzt wird, um mit geringem Bienenaufwand begattete Königinnen zu erhalten.
Als Rähmchen bzw. Wabenhalter dienen einfache Holzleisten oder vorgefertigte Kunststoffrähmchen. Diese besitzen einen Anfangsstreifen und dienen den Bienen als Grundlage für den Ausbau der kleinen Waben. Das Kieler Begattungskästchen wird ausschließlich im Sommer zur Begattung der Königinnen verwendet.
Regulärer Lieferumgang
Die kleinen Styropor-Kästchen bestehen aus geschäumten Formteilen, welche aus einem Grundkörper, dem Deckel und einer Futtertasche bestehen. Im Gegensatz zum Segeberger Begattungskasten ist die Futtertasche beim Kieler Begattungskasten herausnehmbar, sodass an dessen Stelle 2 weitere Waben eingehängt werden können.
Der Boden ist ein Kunststoffschieber, der direkt in die Styroporhalterung eingeschoben wird. Der Schieder ist in einem offenen Gitter gegossen, sodass ausreichend Luft in die Beute gelangen kann. Im Weiteren ist das Flugloch mit einem Drehverschluss versehen, um den Zugang zu verschließen bzw. den Zugang auf Arbeitsbienen einzuschränken, Drohnen auszusperren oder das Flugloch ganz zu öffnen.
Das Begattungskästchen besitzt die Maße 275mm x 215mm x 175mm und ist über die Füße und Deckelaussparrungen stapelbar. Das Leergewicht beträgt ca. 570gr. In der Auslieferung kommt das Kieler Begattungskästchen ohne Anstrich und ist aufgrund des Ausgangsmaterials weiß. Ohne Anstrich kann der Kasten aber mit der Zeit stark verschmutzen und unansehnlich werden, daher empfiehlt es sich einen farbigen Schutzanstrich zu verwenden.
Aufbau
In der normalen Nutzung werden 4 Rähmchenleisten und der Futtertrogeinsatz im Kieler Begattungskästchen verwendet, sofern ausreichend Futter in den Waben eingelagert und die Königin bereits in Eilage ist, kann der Futtertrog herausgenommen und durch zwei weitere Waben ergänzt werden. Beim Segeberger Begattungskästchen, welches nahezu identisch zum Kieler Begattungskästchen ist, wurde die Futterkammer fest integriert. Hierdurch stehen keine zwei weiteren Rähmchenplätze zur Verfügung, weil die Trennwand zwischen Brutraum und Futterkammer fest ist. Dafür ist die Futterkammer aber ca. 20% größer, was bei der Beschickung von Belegstellen von Vorteil ist.
Der Boden besteht aus einem variabel verstellbaren Bodenschieber aus Kunststoff, welcher eine ausreichende Belüftung der Bienen gewährleisten soll. Zudem kann über die Position des Bodenschieber ein verdecktes Flugloch geöffnet werden.
Das eigentliche Flugloch ist eine drehbare Kunststoffscheibe, welche zumeist 4 Positionen erlaubt. Diese Positionen sind ganz offen, Durchgang nur für Arbeitsbienen, Durchgang nur für Arbeitsbienen und Königin und ausschließlich Lüftung. Die Drehscheibe ist mit einer Schraube befestigt, hierbei kann es vorkommen, dass diese nicht mehr fest sitzt und das Flugloch sich selbst verschiebt.
Die Bienen bauen gerne nahe dem Futter, daher ist darauf zu achten, dass die Futterkammer vollständig gefüllt ist, andernfalls wird mit dem Wabenbau in der Futterkammer begonnen und die Bienen ziehen sich auf diesen kleinen Bereich zurück.
Rähmchen vorbereiten
Damit die Bienen innerhalb des Begattungskästchen nicht wild ihren Wabenbau errichten und eine Kontrolle des MWK überhaupt möglich ist, muss die Baurichtung für die Bienen vorgegeben werden. In Abhängigkeit zu den verwendeten Rähmchen/Rähmchenleisten gibt es hier zwei Vorgehensweisen.
Sollten normale Rähmchenleisten aus Holz verwendet werden, wird in die mittige Nut der Leiste eine dünne Mittelwand eingebracht. Die Mittelwand muss nicht länger sein als 1 – 2 cm, die Bienen orientieren sich anhand der Vorgabe selbst mit dem weiteren Ausbau. Damit die Mittelwand in der Nut auch hält, kann Wachs separat erhitzt und mit diesem flüssigen Wachs die Mittelwand fixiert werden. Hierzu kann der dünne Streifen kurz in das flüssige Wachs getaucht werden.
Im Gegensatz zu den einfachen Holzleisten existieren auch fertige Rähmchen für das Kieler Begattungskästchen. Diese Kunststoffrähmchen sind an den Seiten schräg geformt, damit diese passgenau in das MWK hineinpassen. Zudem besitzen diese Kunststoffrähmchen eine Vorprägung des Wabenmuster von ca. 2 – 3 cm an dem Oberträger. Die Bienen werden aber nicht ohne weiteres diese Vorprägung nutzen, daher muss das Rähmchen vor der Nutzung vorbereitet werden. Dies geschieht, indem die Wachsprägung entweder dünn mit flüssigem Wachs eingestrichen wird oder das Rähmchen bis zum Oberträger ein- bis zweimal in flüssiges Wachs getaucht wird.
Durch die Schrägen Seitenwände kommt es zumindest im ersten Durchgang der Begattung nur sehr selten zu einem anbauen der Wabenflächen an die Beutenseiten, insbesondere weil diese abgeschrägt sind, verbauen die Bienen die Wabenflächen nur sehr ungerne mit den Beutenwänden. Sollten mehrere Durchgänge in einem MWK durchgeführt, ist es aber durchaus möglich, dass die Waben mit den Beutenwände verbaut werden.
Bei den Rähmchen empfiehlt es sich, dass zumindest eines mit einem 12mm Bohrer halbseitig angebohrt wird, diese Aussparung kann später für das Einstecken von schlupfreifen Weiselzellen verwendet werden.
Begattungskästchen vorbereiten
Damit die Königinnen erfolgreich im MWK begattet werden, ist ein Minivolk für die Pflege der Königin und der ersten Brut als Kunstschwarm zu bilden. Hierzu empfiehlt es sich aus mehreren Völkern Bienen zusammen zu fegen. Gerade wenn mehrere Begattungskästchen befüllt werden sollen, muss aus mehreren Völkern geschröpft werden. Je Kieler Begattungskästchen ist eine Menge von 150 – 200 ml Bienenmasse zu befüllen. Es sollten hierbei junge Bienen aus dem Honigraum der Wirtschaftsvölker verwendet werden, hierdurch reduziert sich auch das Risiko, dass ein Großteil der Bienen wieder abfliegt, wenn die MWKs auf dem gleichen Stand aufgestellt werden.
Während der Begattung muss den Bienen immer ausreichend Futter zur Verfügung stehen, sollte Futterteig verwendet werden, kann dieser bereits vor dem Einschlagen der Bienen eingebracht werden. Flüssiges Futter sollte erst nach dem Befüllen mit Bienen eingefüllt werden, hier ist zudem auf eine Aufschwimmhilfe aus kleinen Stöcken oder Holzstücken zu achten, andernfalls könnten die Bienen im flüssigen Futter ertrinken. Bei einer Fütterung mit Zuckerwasser bzw. Flüssigfutter sollte zudem eine Folie auf die Oberträger gelegt werden, hierdurch können die Bienen bei der Gabe des Futters nicht aus dem MWK auffliegen.
Erweiterungen
Sollte man die Königin länger im Kieler Begattungskästchen belassen wollen, wird spätestens 3 Wochen nach der erfolgreichen Begattung der Königin der Platz schnell eng, gerade weil dann die erste Brut ausläuft und die Bienenmasse explodiert. Dann ist es erforderlich das MWK durch eine zusätzliche Zarge zu erweitern, hierdurch finden 6 weitere Rähmchen Platz. Zudem ist auch auf ausreichend Futter zu achten, daher sollte bei der Erweiterung unbedingt auch noch eine Portion Futter gereicht werden.
Wenn die begattete Königin nach der ersten Eilage (2 – 3 Wochen) in einen Ableger oder Wirtschaftsvolk eingeweiselt wird, dann kann das MWK direkt neu beweiselt werden. Hierzu muss einfach eine Schlupfreife Weiselzelle eingesetzt werden. Die Königin schlüpft dann direkt in ihrem Volk und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen. In guten Jahren kann das MWK für bis zu 4 – 5 Durchgänge verwendet werden. Eine Beweiselung mit einer geschlüpften – unbegatteten Königin funktioniert nicht, solange offene Brut im Begattungskästchen vorhanden ist.
Es hat sich in der Praxis zudem bewährt, zwischen Rähmchen und Deckel eine Folie einzubringen. Ein 3l Gefrierbeutel passt nahezu perfekt auf die Oberseite. Daher diese beim Öffnen nicht durch den Wind weggeweht wird, kann die Folie mit 2 Reizzwecken befestigt werden. Dies gewährleistet den sicheren und korrekten Halt der Folie.
Oft kommt die Frage auf, ob in einem Kieler Begattungskästchen auch eine Überwinterung von Reserveköniginnen möglich ist. Unter gewissen Umständen ist dies durchaus möglich, dabei sollten mehrere Türme an MWKs zu einem zusammengefasst und ein ausreichend geschützter Standort gewählt werden. Zu empfehlen ist dieses Vorgehen aber nicht, weil die Gefahr des Erfrierens sehr groß ist, gerade weil es sich um eine geringe Menge an Bienenmasse handelt, werden die Winterbienen schnell verschlissen. Ein weiteres Problem ist die ausreichende Menge an Futter, damit die Bienen überwintern können. Daher sind mindestens 5 Aufsatzzargen notwendig, damit genügend Futter für den Winter eingelagert werden kann, hier muss aber immer auf das Brutnest geachtet werden, damit dies während der Brutperiode im Herbst nicht verhonigt.
Begattungskästchen streichen
Damit die Kieler Begattungskästchen lange halten und ansehnlich bleiben, sollten diese vor der ersten Verwendung von außen gestrichen werden. Hierfür kann normale Beutenfarbe (Abtönfarbe) verwendet werden. Wie auch bei anderen Kunststoffbeuten ist für eine ordentliche Deckkraft mind. ein zweiter Anstrich möglich.
Die Farbe sollte selbstverständlich nur von außen aufgebracht werden, ein Anstrich des Innenraums ist nicht notwendig, die Bienen werden sich diesen selber einrichten und mit Propolis auskleiden.
Gerade in der Königinnenzucht werden mehrere dutzend MWKs verwendet, damit man den Überblick behält, können die Begattungskästchen mit einer fortlaufenden Nummerierung versehen werden.
Begattungskästchen nutzen
Um die Bienen in das Begattungskästchen einzufügen, sollte MWK bereits mit Waben bestückt sein, daher können die Bienen über den Bodenschieber eingefüllt werden. Die abgefegten Bienen werden mit einem Wasserzerstäuber befeuchtet und mit einer Suppenkelle oder Becher entnommen und anschließend eingeschüttet. Der Bodenschieber ist umgehend wieder zu verschließen, damit die Bienen nicht entweichen können. Während des Einfüllens ist sowohl der Deckel als auch das Flugloch geschlossen. Die Rähmchen werden dabei durch den Deckel an Ihrer Position gehalten.
Nachdem alle Begattungskästchen mit Bienen gefüllt sind, kann über das Flugloch im Boden die Königin hinzugegeben werden. Sofern das Nicot Zuchtsystem verwendet wird, ist einfach der geöffnete Schlupfkäfig einzustecken, die Königin wird dann von selbst in das Völkchen einlaufen. Die Annahmequote ist bei diesem Verfahren sehr hoch, nur selten wird die Königin abgestochen. Voraussetzung sind junge Bienen aus verschiedenen Völkern.
Die Kieler Begattungskästchen werden dann für 3 Tage in Dunkelhaft kühl und dunkel gestellt. Während dieser Zeit müssen die Bienen ausreichend Luft über den Bodenschieber erhalten, daher sollte Leisten oder ähnliches unter die MWKs gestellt werden. Nach 3 Tagen kann die Annahme kontrolliert werden, indem der Deckel geöffnet wird, durch die Folie kann der erste Bau von Waben überprüft werden. Sollte die Bienen nicht angefangen haben zu bauen, kann es sein, dass die Königin nicht angenommen wurde oder die Bienen zu alt waren.
Beim Einfüllen der Bienen kann es ggf. zu einem leichten Totenfall kommen, dann kann dieser über kurzes öffnen des Bodenschieber beseitigt werden.
Eine detailliertere Beschreibung zum Theme Begattungskästchen zur Königinnenzucht befüllen finden Sie unter dem Link.