Interview mit dem Schulimker Werner Egger

In unserem neusten Interview sprechen wir mit dem Schulleiter der Iselin-Schule in Rosenfeld Werner Egger. Die Schule unterhält unter anderem eine Imker AG als Projektarbeitsgruppe und engagiert sich sehr stark für die nachhaltige Bewirtschaftung bienenfreundlicher Flächen.

Hallo Herr Egger, stellen Sie sich und Ihre Imker AG bitte unseren Lesern kurz vor.

Vielen Dank für das Interview und die Möglichkeit unsere Imker AG zu präsentieren. Mein Name ist Werner Egger, ich bin Schulleiter an der Iselin-Schule in Rosenfeld einer Ganztagsschule in Baden-Württemberg. Ich selbst betreue die Schul AG, da ich in meiner Freizeit ebenfalls begeisterter Imker und Bienenfreund bin.

Jungimker | Quelle: Schulimkerei Idelin / iselin-schule.de
Für die Schulimkerei interessieren sich nicht nur die Jüngeren sondern auch die älteren Schüler gleichermaßen.Jungimker | Quelle: Schulimkerei Idelin / iselin-schule.de

Seit wann besteht Ihre Imker AG und wie sind Sie zu der Gründung gekommen?

Gegründet wurde die Arbeitsgemeinschaft im Mai 2010. Der Grund ist banal und sicher nicht ganz selbstlos. Ich bin selber Imker und versuche die Bienen mit meinem Arbeitsplatz verbinden. Durch die Imker AG kann ich den Schülern mein persönliches Hobby näher bringen und Ihnen ein wesentliches Gefühl für den Nutzen der Natur vermitteln. Außerdem konnte ich durch den Standplatz an der Schule auch einen weiteren Bienenstand für meine Bienen gewinnen. Angestoßen wurde die Gründung aber nicht nur durch mich, sondern auch durch die Anfrage des hiesigen Imkervereins.

Wie viele Bienenvölker und Bienenstände betreuen Ihre Schüler momentan?

An der Schule betrieben wir einen Stand mit circa 6 Völkern. Wobei es nicht scharf abzugrenzen ist, welche Völker direkt zur AG gehören, da auch Völker von mir dabei sind, die ebenfalls mitbetreut werden. Außerdem haben wir seit neuestem einen Schaukasten mit einem kleinen Bienenvolk, welches nicht unmittelbar zur Honigproduktion, sondern vielmehr für die Präsentation der Bienen verwendet wird.

Mit wie vielen Schülern arbeiten Sie aktuell in der AG?

In der Arbeitsgemeinschaft sind momentan 11 Schüler aktiv. Diese kommen aus allen Altersstufen bis hin zu den höchsten Jahrgangsstufen.

Welche Erfahrungen und Rückmeldungen gibt es von Ihren Schülern zur Arbeit mit den Bienen?

Der Erfahrungshintergrund ist sehr unterschiedlich. Es sind Schüler dabei, da hat der Großvater oder der Vater bereits Bienen und die helfen dann auch mehr oder weniger dort mit. Es gibt aber auch Schüler die konnten, wenn ich es laienhaft ausdrücken darf, am Anfang eine Wespe nicht von einer Biene unterscheiden. Dazwischen ist alles vertreten.

Für die Gründung einer Imkerei bedarf es erheblicher finanzieller Aufwendungen, wie konnten diese finanziert werden?

Der Imkerverein hat uns tatkräftig mit etwa 500 Euro bei Anschaffungen unterstützt, wobei wir dieses Geld gar nicht voll ausgenutzt haben. Dafür haben wir Schutzkleidung und Smoker gekauft. Die Beuten bauen wir den Winter über selbst, sodass die Schüler neben der Imkerei auch handwerkliches Wissen entwickeln und ihre Fähigkeiten ausbauen können. Die ersten Ableger habe ich aus meinem eigenen Bienenbestand gestiftet. Etliches an Geld haben wir auch durch den Verkauf von Bienenprodukten auf den Märkten in der Umgebung selbst erwirtschaftet. Ein kleiner Teil der Kosten wird aus dem Schuletat bezahlt, wie für andere AGs auch. Durch den Verkauf von Honig und anderen Bienenerzeugnissen ist dieser Betrag aber sehr gering, sodass die Imker AG im finanziellen Bedarf fast kostendeckend ist.

Wie konnten die Schüler trotz der von den Bienen ausgehenden Gefahr für das Projekt begeistert werden?

Kein Problem – kein Thema! Welche Gefahr geht überhaupt von Bienen aus? Gefahr kann man auch hochreden. Die Schüler erleben mich bei den Bienen, sehen dass ich sehr selten gestochen werde und das war’s auch schon. Meistens arbeiten die Schüler sogar komplett ohne Stichschutz. Die größten Sorgen hatte der Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins, der uns das Grundstück zur Verfügung stellt. Das Grundstück grenzt unmittelbar an die Schule an. Der Vorstand hat allerdings inzwischen selbst Bienen und sieht die Sache mit den richtigen Augen. Zudem gab es bei den restlichen Schülern der Schule außerhalb der Imker AG noch nie einen Stich.

Welchen Zuspruch gibt es von der Schülerschaft und dem Kollegium für die AG?

Schülerschaft: Sehr hoher Zuspruch, ich habe inzwischen einen Aufnahmestopp aussprechen müssen, weil die Nachfrage nach diesem zusätzlichen Angebot immer noch so groß ist, dass die Kapazitäten um alle Schüler ausreichend zu betreuen leider erschöpft sind.

Kollegium: Wir sind in einer ländlichen Gegend, Natur ist hier kein fernes Unikum. Wir haben inzwischen auch einen Schulgarten gegründet, der zum großen Teil von den Imkern mit betreut wird.

Bevölkerung: Sehr hohe Ankerkennung. Die Stadt fördert es. Die Bevölkerung fördert es unter anderem durch den Kauf der Produkte auf dem Markt. Die Rückmeldungen und die Gespräche sind durchwegs positiv.

Was passiert mit dem geernteten Honig und Bienenwachs?

Wie bereits gesagt, verkaufen wir unsere Produkte auf dem örtlichen Markt und in der Schule. Der Honig ist durch die Nachfrage nicht lange in unseren Regalen, sondern findet schnell reichlich Abnehmer.

Welche Synergieeffekte konnten zwischen der Imker AG und anderen Unterrichtseinheiten erzielt werden?

Andere Schulklassen können Führungen am Stand „buchen“. Diese werden in der Regel von den Imkerschülern mit meiner Unterstützung selbst durchgeführt. Oftmals gehen wir mit Schülern und Kollegen auch einfach mal spontan „Bienen schauen“. Die Bienen sind mittlerweile ein ganz normaler Bestandteil unseres Schulalltags geworden.

Besteht eine Kooperation zwischen der Schul AG und einem örtlichen Imkerverein zum Erfahrungsaustausch?

Wie schon gesagt hat der Imkerverein die Gründung mit angeregt und finanziell gefördert. Wir sind in das Geschehen des Imkervereins eingebunden und haben sogar bereits einen Vortrag innerhalb der Imker-Versammlung gehalten.

Wie sieht die zukünftige Planung für die weitere Fortführung und den Ausbau Ihrer Schul-AG aus?

Geplant ist, dass jeder Schüler in der Arbeitsgemeinschaft einen eigenen Ableger erhält, diesen pflegt und als „Startkapital“ für seine eigene Imkerei mitnimmt. Somit kann die Schule mit den privaten Interessen verschmelzen, in der Hoffnung weitere Synergien auch über die Schulzeit hinaus zu schaffen.

Kontaktadresse
Iselin-Schule Rosenfeld
Werner Egger, Rektor
Schulstraße 11
72428 Rosenfeld
Schulimkerei Idelin Schule

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