Futtertasche zur Fütterung


Bauanleitung: Futtertasche zur Flüssigfütterung


Die einfachste Methode ein Bienenvolk direkt zu Füttern ist unmittelbar über eine Futtertasche, welche sich direkt am Brutnest befindet und von den Bienen schnell erreicht werden kann. Eine Futtertasche bietet zwischen 1,0 Liter – 3,0 Liter Fassungsvermögen und hat eine Wabenbreit von 1 – 2 Rähmchen. Somit lassen sich zur kurzfristigen Ergänzungsfütterung Zeiträume/Trachtlücken von 1-2 Wochen problemlos mit einer Futtergabe überbrücken. Weiterhin bieten sich Futtertaschen ideal zum Aufbau von Ablegern an, welche die Futterreserve direkt an das noch kleine Brutnest gelegt bekommen und direkt zerren können.

Futter zur Fütterung | Quelle: Eigene Darstellung
Futtertasche zur direkten Fütterung von Ableger und Völkern.Futter zur Fütterung | Quelle: Eigene Darstellung

Der Nachteil von Futtertaschen ergibt sich aus Ihren Abmaßen, diese passen zumeist nur für jeweils ein Rähmchenmaß und können bei einem Wechsel des Rähmchenmaßes nicht ohne weiteres adaptiert werden. Preislich sind die Futtertaschen zudem sehr attraktiv, denn diese kosten in der Regel nur die Hälfte einer vergleichbaren Futterzarge. Zur Auffütterung der Bienenvölker im Spätsommer lassen sich Futtertaschen ebenfalls verwenden, hierbei muss aber berücksichtig werden, dass die Völker wesentlich mehr Futtergaben erhalten müssen um den Vorrat an Winterfutter aufzubauen. Während mit Futterzargen die Auffütterung in zwei Gaben mit jeweils etwa 8 – 10 Kg Futter erfolgen kann, benötigt man mit Futtertaschen etwa 8 – 10 Gaben mit etwa 2 Kg Futter.

Eine Futtertasche lässt sich leicht herstellen, es empfiehlt sich eine Breite von zwei Rähmchen zu wählen, andernfalls ist die Einfüllöffnung zu klein um Futter schnell und effektiv einzufüllen, bzw. es kommt häufiger zum Verschütten des Flüssigfutters, was ggf. zu Räuberei führen kann. Eine kleine Futtertasche kann man z.B. aus einem normalen Rähmchen mit geraden Seiten herstellen, hierzu wird einfach eine Sperrholzplatte oder Siebdruckplatte in passender Größe aufgenagelt und der Rähmchenträger anschließend etwa zu 60% mittig ausgeschnitten. Eine kostengünstige und effektive Möglichkeit eine Futtertasche in doppelter Breite herzustellen, zeigt nachfolgende Anleitung.

Zum Bau unserer einfachen Futtertasche für das Deutsch-Normalmaß Anderthalb benötigen wir folgende Materialien:
– 2 x Siebdruckplatte 4mm (Maße 340mm x 370mm)
– 1,2m Holzlatte gehobelt (Maße 18 mm x 36mm)
– 38 x Nagel (1,4mm x 25mm)
– Flüssiges Bienenwachs
– Alternativ 2-Komponenten Kunstharzlasur

Der Vorteil von Siebdruckplatten gegenüber anderen Holzplatten liegt in der bereits vorhandenen Versieglung der Holzoberfläche. Sofern diese nicht durch Werkzeug verletzt wurde, besteht bereits ein hoher Schutz gegenüber Flüssigkeit und eines möglichen Aufquellens des Holzes.

Einzelteile zuschneiden

Im optimalen Fall lässt man sich die Holzteile und Siebdruckplatte im Baumarkt zurechtschneiden, sodass man selbst nur noch wenig Arbeit mit dem eigentlichen Zusammenbau hat. Für die Seitenteile muss man beachten, dass die untere und obere Holzlatte bis zu den Seiten aufschließt. Somit muss man die beiden Holzleisten für die Seiten der Futtertasche um die Dicke der Holzlatte (18mm) zweimal verkürzen. In unserem Beispiel für Deutsch-Normalmaß Anderthalb ergeben sich somit die Abmessungen wie folgt:
Unterträger: 1 x 370mm
Seitenteile: 2 x 304mm
Oberträger: 2 x 100mm (jeweils 10mm dienen als Trägerauflage)

Damit die Bienen später auch an das Futter gelangen, bzw. der Imker das Futter in die Futterzarge einfüllen kann, muss im Oberträger eine entsprechende Öffnung ausgespart werden. Diese ist in unserem Beispiel 190mm breit (370mm – 2 x 90mm)

Futterzugang ausschneiden

Damit die Bienen später an das Futter gelangen können, auch wenn eine Folie aufliegt, wird in eine Futtertaschenseite ein entsprechender Zugang geschaffen, welche in etwa der Öffnung im Oberträger entspricht. Zur Herstellung dieses Zugangs zeichnen wir uns im oberen Bereich einer Siebdruckplatte etwa im Abstand von 100mm zu den Seitenenden und etwa 10mm in der Höhe die zukünftige Öffnung an. Den Ausschnitt führen wir dann einfach mit einer Stichsäge oder alternativ mit einer feinen Laubsäge aus. Der Zugang sollte etwa 10mm betragen, damit die Bienen problemlos in die Futtertasche einsteigen können, aber auch nicht wesentlich Größe um nicht unnötiges Volumen der Futtertasche zu verschwenden.

Seiten der Futtertasche ausschneiden | Quelle: Eigene Darstellung
Für einen besseren Zugang zum Futter wird eine Seite ausgeschnitten.Seiten der Futtertasche ausschneiden | Quelle: Eigene Darstellung

Zuschnitt der Seitenteile der Futtertasche
Zuschnitt der Seitenteile der Futtertasche
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Nagellöcher vorbohren

Damit wir die Siebdruckplatten später besser mit den Holzleisten über Nägel fest verbinden können, sollten wir unbedingt die Nagellöcher vorbohren. Hintergrund ist, dass Siebdruckplatten der fest und spröde sind und wir andernfalls ein ausreißen der Siebdruckplatte beim Nagel haben werden. Jede Seite ist mit 5 Nägeln an der Latte zu fixieren, der Oberträger wird mit jeweils 2 Nägel je Seite genagelt. Die Löcher sind etwa mittig zur befestigenden Holzleiste, also ca. 9mm vom Rand der Siebdruckplatte mit einem feinen Bohrer von 1,5mm herzustellen. Sollte man auf das Vorbohren verzichten, wird man Schwierigkeiten haben, die Nägel exakt durch die Siebdruckplatte zu treiben, bzw. das Einschlagen der Nägel wird ein Brechen der Siebdruckplatte zur Folge haben.

Löcher zur Montage vorbohren | Quelle: Eigene Darstellung
Damit die Siebdruckplatte befestigt wird, müssen die Nagellöcher vorgebohrt werden.Löcher zur Montage vorbohren | Quelle: Eigene Darstellung

Nageln der Seitenteile der Futtertasche
Nageln der Seitenteile der Futtertasche
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Oberträger ausfräsen

Da unsere Holzleisten eine Höhe von 18mm haben, würden diese später einen unerwünschten Überstand zu den anderen Rähmchen habe. Somit müssen wir für die Auflagefläche eine Aussparung herstellen und die Höhe der Leiste im Auflagebereich von 18mm auf 8mm reduzieren. Je Futtertasche muss diese für die zwei 100mm Leisten (linke und rechte Seite) erfolgen. Die Auflagefläche auf der Zarge beträgt in der Regel lediglich 10mm.
Bei geringen Stückzahlen kann die Aussparung mit einer kleinen Metallsäge erfolgen, bei größeren Stückzahlen empfiehlt es sich mit einer Kapp- und Gehrungssäge mit Tiefenanschlag oder einer Tischkreissäge die Auflagefläche auszusägen. Für unsere 15 Futtertaschen haben wir eine Kapp- und Gehrungssäge verwendet und den Tiefenanschlag des Sägeblattes auf 8mm über den Schnittpunkt gelegt. Mit 3 Schnitten wurde die 10mm breite Auflagefläche dann passen ausgesägt. Um eine plane Oberfläche zu erhalten, kann mit etwas Schleifpapier nachgeglättet werden.

Rähmchenträger aussägen | Quelle: Eigene Darstellung
Zur Auflage der Futtertasche in der Zarge muss die Oberleiste ausgesägt werden.Rähmchenträger aussägen | Quelle: Eigene Darstellung

Oberträger zur Auflage der Rähmchenleiste aussägen
Oberträger zur Auflage der Rähmchenleiste aussägen
Oberträger zur Auflage der Rähmchenleiste aussägen
Oberträger zur Auflage der Rähmchenleiste aussägen
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Montage der Einzelteile

Zuerst montieren wir den Unterträger, dieser muss bündig mit den Seiten der Siebdruckplatte anschließen. Es ist nicht zwingend erforderlich Holzleim als zusätzliche Verbindung zu nutzen, da wir die Futtertasche später mit Bienenwach oder Kunstharz ausgießen. Damit die Holzleiste beim zusammennageln bündig bleibt, empfiehlt es die Holzleiste und die Siebdruckplatte an der Werkbank mit einer Schraubzwinge zu fixieren, dadurch bleibt die Ausrichtung der Werkstücke auch bei der Bearbeitung erhalten. Nach der Montage des Unterträgers können die beiden Seitenteile mit jeweils 5 Nägeln befestig werden. Auch hier sollte man zum Nageln die Holzleisten mit der Siebdruckplatte via Schraubzwinge fixieren. Die Holzleisten für die Seitenteile müssen ebenfalls wie der Unterträge bündig mit der Siebdruckplatte abschließen.
Zuletzt werden nun die beiden Einzelteile des Oberträgers montiert, hierbei schließt das Ende der Aussparung bündig mit der Siebdruckplatte ab, sodass die Aussparung von 8mm über die Siebdruckplatte hinaus ragt und als Auflage auf den Zargen dient.

Montage der Futtertasche | Quelle: Eigene Darstellung
Nach allen Vorbereitungen kann die Futtertasche genagelt werden.Montage der Futtertasche | Quelle: Eigene Darstellung

Montage aller Einzelteile mit Nägeln
Montage aller Einzelteile mit Nägeln
Montage aller Einzelteile mit Nägeln
Montage aller Einzelteile mit Nägeln
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Versiegeln der Futtertasche

Damit das Holz der Futtertasche später keine Feuchtigkeit aus dem Futter aufnimmt, bzw. das Flüssigfutter nicht aus der Futtertasche herausläuft, muss der Innenbereich gegen Feuchtigkeit versiegelt werden. Sofern vorhanden kann hierfür das eigene Bienenwachs verwendet werden, welches flüssig in die Futtertasche eingefüllt und durch Wenden der Tasche verteilt wird. Sollte kein Bienenwachs vorhanden sein, kann alternativ mit Zweikomponenten Kunstharz eine Versiegelung erreicht werden. Wichtig ist, dass alle Bereiche ausreichend mit der Versiegelung bedeckt sind, ansonsten kann es zum Austreten der Flüssigkeit kommen.

Eine Flüssigfütterung sollte erst nach erfolgter Versiegelung erfolgen, die Fütterung mit Futterteig kann aber auch ohne eine Versiegelung mit Bienenwachs erfolgen.

Fertige Futtertasche | Quelle: Eigene Darstellung
Die montierte Futtertasche ist nun bereit zur Versiegelung mit Bienenwachs.Fertige Futtertasche | Quelle: Eigene Darstellung

Fertig montierte Futtertaschen
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Moderne Imkerpraxis: Völkerpflege und Ablegerbildung

Bienenvölker können in Deutschland ohne das Eingreifen und die Betreuung eines Imkers nur wenige Jahre alleine überleben. Ein bedeutender Anteil des Arbeitseinsatz eines Imkers wird für die Bienenpflege benötigt. Der Autor geht in diesem Zusammenhang auch die Ablegerbildung, Erstellung von Kunstschwärmen und der darauf resultierenden Bekämpfung und Behandlung gegen die Varroa ein.

Autor: Friedrich Pohl
Verlag: Kosmos (Franckh-Kosmos)
Gebundene Ausgabe: 123 Seiten
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