Bereits Ende Juli kann, sofern der letzte Honigraum geerntet wurde, mit der aktiven Varroabehandlung und der Dezimierung der Milbe begonnen werden. Ziel ist es die Belastung der Völker für die Überwinterung zu minimieren und ein Großteil der Varroamilben bis zu Einwinterung zu töten. Eine starke Varroadezimierung verbessert die Überlebenschancen des Wintervolkes und sichert dem Imker starke Bienenvölker im kommenden Frühjahr. Es hat sich gezeigt, dass die Milbe in den letzten Jahren zunehmend Resistenzen gegen medikamentöse Behandlungen aufgebaut hat, weiterhin besteht die Problematik der langfristigen Wachs- und Honigbelastung mit den verwendeten Medikamenten, die sich anreichern und nur sehr langsam wieder abbauen. Die meisten Imker in Deutschland setzen seit langem auf natürliche Säure wie Ameisensäure, Milchsäure und Oxalsäure zur Bekämpfung der Varroatose. Diese natürlichen Säuren sind zudem die einzig zugelassenen Behandlungsmittel für Bioimkereien. Am meisten verbreitet ist die Behandlung mit Ameisensäure (auch bekannt als Methansäure oder Formalinsäure) zur massiven Reduzierung der Milben, denn Ameisensäure wirkt als einzige natürliche Säure auch in der Bienenbrut und tötet somit auch die Milben und Nachkommen in den verdeckelten Zellen. Es haben sich in den letzten Jahren verschiedene Methoden zur Verdunstung der Säure wie zum Beispiel die einfache und effektive Schwammtuchmethode entwickelt. Für eine effektive Behandlung ist es wichtig, dass die Ameisensäure sich in einer ausreichenden Konzentration in der Bienenbeute anreichert, die stark genug ist die Milben abzutöten aber gleichzeitig nicht dafür sorgt, dass die Bienen mit ansitzenden Milben die Beute fluchtartig verlassen.
Die Behandlung mit der Schwammtuchmethode gehört zu dem kurzfristigen Anwendungsmethoden, denn die Säure wird in hoher Konzentration innerhalb kürzester Zeit in die Umgebungsluft abgegeben. Durch die vergrößerte Oberfläche kann die leicht flüchtige Säure schnell in die umgebende Luft übergehen und sich in dieser anreichern.
Vorbereitung
Bevor man mit der Schwammtuchmethode und Ameisensäure die Bienen behandelt, sollten alle notwendigen Utensilien vorbereitet und greifbereit sein, um die Belastung durch den Eingriff für das Bienenvolk zu reduzieren und zeitlich zu begrenzen. Wichtig für den Eigenschutz ist die Verwendung von Schutzkleidung in Form von Brille, Handschuhe und langer, geschlossener Kleidung. Zudem sollte frisches Wasser im Kanister oder Eimer unmittelbar bereitstehen, um bei einem Unfall betroffene Stellen wie Hände, Gesicht oder gar Augen zu reinigen und auszuwaschen. Bei einem Unfall mit Ameisensäure kontaktieren Sie unmittelbar einen Arzt. Außerdem sollten Sie das Einatmen von Ameisensäure vermeiden um Verätzungen an Schleimhäuten und Lunge durch die ätzenden Dämpfe zu verhindern.
Als Verdunster wird ein handelsübliches Schwammtuch aus dem Discounter verwendet, welches für circa 20 Cent zu erwerben ist. Weiterhin benötigen Sie eine Spritze mit Milliliterskala um die notwendige Menge an Ameisensäure exakt entnehmen zu können. Am besten ist eine Spritze mit zusätzlichem Schlauch um die Säure besser aus der Flasche entnehmen zu können. Ameisensäure verdunstet an der Luft relativ schnell und ist innerhalb weniger Stunden vollständig in der Umgebung gelöst. Je höher die Außentemperatur, umso schnell findet diese Verdunstung statt. Gerade bei der Behandlung über Schwammtuch mit seiner großen Verdunstungsoberfläche sollte die Ameisensäure etwa 24 Stunden vorher im Gefrierfach auf Minusgerade gekühlt werden um den Verdunstungszeitraum zeitlich auszudehnen.
Die Schwammtücher sollten vor der Verwendung gründlich ausgewaschen werden, für die Behandlung sollten diese zudem leicht feucht sein, damit sich die Ameisensäure besser über das gesamte Schwammtuch verteilt.
Unterlage für Schammtuch
Damit die getränkten Schwammtücher nicht unmittelbar auf den Rähmchen aufliegen und der direkte Kontakt der Bienen mit der ätzenden Säure minimiert wird, ist die Verwendung einer Unterlage wie zum Beispiel einem Teller oder Brett empfehlenswert. Die Säure kann somit nicht auf die Rähmchen durchtropfen und nicht ungewollt in direkten Kontakt mit Bienen und Brut kommen. Im Baumarkt können entsprechende Zuschnitte aus Siebdruckplatten für weniger als 50 Cent je Brett erstanden werden. Es empfiehlt sich hier öfter mal in die Restekiste zu schauen und sich die Bretter direkt im Baumarkt auf die notwendigen Maße von 20 cm x 20 cm zuschneiden zu lassen. Verwenden Sie unbedingt nur Siebdruckplatte, diese saugen aufgrund ihrer Beschichtung die Ameisensäure nicht auf. Verwenden Sie keine reinen Holzbretter, diese könnten die Methansäure aufsaugen und würden für eine reduzierte Konzentration der Ameisensäure in der Beute sorgen.
Durchführung der Behandlung
Bei jeder Varroabehandlung sollten Sie immer eine Windel in den Boden der Beute einlegen, um den Erfolg der Behandlung diagnostizieren zu können. Am besten eignet es sich, wenn Sie bereits einige Tage vorher eine Windel eingelegt haben, um den natürlichen Milbenfall abschätzen zu können und somit vergleiche zur Effektivität der Säurebehandlung zu ziehen. Verschließen Sie zudem den Gitterboden, sofern dieser offen sein sollte. Hierdurch bleibt die nach unten sinkende Ameisensäure länger in der Luft der Beute bestehen und kann nur über das Flugloch abziehen. Das Flugloch bleibt in seiner Ausdehung wie es auch vor der Behandlung war, es ist nicht notwendig Vergrößerungen oder Verengungen vorzunehmen.
Der optimale Zeitpunkt für den Beginn der Ameisensäurebehandlung mit Schwammtuch ist in den Abendstunden, in denen die meisten Bienen in der Beute und die Temperaturen nicht mehr zu hoch sind. Achten Sie darauf, dass Sie die Behandlung nicht an heißen oder zu kühlen Tagen durchführen. Optimal sind Tages- und Nachttemperaturen zwischen 15 – 25° Celsius. Ziehen Sie vor dem Öffnen der Beute die benötigte Menge Ameisensäure mit der Spritze auf. Je Zarge benötigen Sie circa 20ml. Verwenden Sie ein Schwammtuch je Zarge und spritzen Sie je Schwammtuch immer nur maximal 20ml der Säure auf, andernfalls kann der Schwamm gesättigt sein und die Säure würde an den Seiten heraus laufen. Die Schwammtücher sollten bei mehreren Zargen alle immer auf der obersten liegen und niemals zwischen den Zargen. Verwenden Sie nur zugelassene Konzentrationen von Ameisensäure, in der Regel handelt es sich um 60% ad us vet Säure, außerdem kann auf Anordnung des Tierarztes in besonders befallenen Ständen auch 85% ad us vet Ameisensäure angewendet werden.
Legen Sie zu Beginn die benötigte Anzahl an Holzplatten auf die Rähmchen auf und legen hierauf jeweils ein angefeuchtetes Schwammtuch. Spritzen Sie die Säure mittig auf das Schwammtuch, sodass sich die Ameisensäure gleichmäßig im Schwamm ausbreiten kann. Geben Sie niemals die Ameisensäure direkt auf oder zwischen die Rähmchen, die Bienen würden sich schwere Verätzungen zuziehen, zudem kann die Brut nachhaltig geschädigt werden oder die Bienen aus der Beute ausziehen. Ein Kontakt der Säure mit der Königin könnten zu deren tot oder einer Verletzungen führen. Die Bienen würden die Königin im weiteren Verlauf abstoßen und noch im Spätsommer versuchen umzuweiseln. Setzen Sie dann eine Leerzarge auf, damit die Säure ausreichend Raum hat sich auszubreiten. Die Verdunstung wird durch die Raumerhöhung optimiert und kann sich gleichmäßiger zwischen den Rähmchen ausbreiten.
Beobachten Sie ihre Bienen nach der Behandlung noch etwa 30 Minuten, sollte die Konzentration in der Beute zu hoch werden, ziehen die Bienen aus dem Magazin aus und sammeln sich als Bienenbart vor dem Flugloch. In diesem Fall brechen Sie die Behandlung unbedingt ab und entnehmen Sie sofort die Schwammtücher. Oftmals ist die Ursache in diesen Fällen vorbeilaufende Ameisensäure, die an den Rähmchen herunter läuft. Wiederholen Sie die Schwammtuch Behandlung frühestens 3 Tage später.
Entfernen des Schwammtuchs
Nach etwa 24 Stunden ist die Ameisensäure vollständig verdunstet und die Konzentration in der Bienenbeute hat bereits stark abgenommen. Jetzt sollte das Schwammtuch unmittelbar wieder entnommen werden, andernfalls zerfressen die Bienen das weiche Material oder verkitten dieses auf der Unterlage und den Rähmchen. Wiederholen Sie die Schwammtuchmethode nach 7 Tagen noch zwei Mal, sodass ein vollständiger Entwicklungszyklus der Bienen durchlaufen wird. Bei den weiteren Behandlungen kann das Schwammtuch problemlos wiederverwendet werden. Nach der Saison sollte der Schwamm aber in den Müll gehen, einer weitere Verwendung für andere Anwendungen ist dringend abzuraten, da sich Bestandteile der getrockneten Ameisensäure im Schwammtuch ansammeln können und später in Verbindung mit Wasser wieder aufgelöst werden.