Völkersanierung

Manchmal bleibt es nicht aus, dass sich auch schwache Völker auf einem Stand befinden, die Ursachen sind häufig vielfältig: alte oder geschwächte Königin, Krankheiten, hohe Milbenbelastung, Fehler in der Völkerführung, Trachtmangel oder schlechte Aus- bzw. Einwinterung. Ebenso mannigfaltig wie die Ursachen sind auch die Lösungen für eine Sanierung der Bienenvölker. Sofern die Königin noch leistungsstark und jung, die Bienen nicht von Krankheiten gezeichnet und ausreichend starke Bienenvölker in der Nähe sind, ist eine Sanierung der Schwächlingen durchaus möglich. Als erste Maßnahme sollte immer das Flugloch auf ein Mindestmaß reduziert werden, damit die bereits geschwächten Völker nicht noch ausgeräubert und um die letzten Bienen und Futtervorräte gebracht werden. Eine Räuberei kann durchaus auch im Frühjahr und Sommer auftreten, wenn kurzzeitig die Tracht nachlässt und die Flugbienen der starken Völker plötzlich arbeitslos sind. Schwächlinge zeichnen sich häufig durch geringe Bienenmasse von lediglich 1 – 2 besetzten Wabengassen und ein kleines, meist nur Faust großes Brutnest aus.

Völkersanierung | Quelle: Maja Dumat / pixelio.de
Die Königin ist die Regentin des Volkes, mit ihr steigt oder fällt die Entwicklung. Ist ihre Legetätigkeit gestört und das Volk bereits geschwächt, dann kann dieses saniert oder aufgelöst werden.Völkersanierung | Quelle: Maja Dumat / pixelio.de

Lösen Sie sich von der Hoffnung aus Schwächlingen im gleichen Jahr noch ein starkes Honigvolk mit Spitzenerträgen zu machen, dies würde ihnen nur gelingen, wenn Sie andere Wirtschaftsvölker stark schröpfen würden. Vielmehr sollte das Ziel darin bestehen, durch geringen Materialeinsatz das bestmögliche Ergebnis, also die Stärkung zu einem überwinterungsfähigen Volk, sein. Im besten Fall kann die Spätsommertracht noch mitgenommen werden, Rekordernten sind aber nicht zu erwarten. In der Regel dauert die Maßnahme der Sanierung etwa 4 – 5 Wochen, bis sich die Volkstärke wieder dem Standmittel angeglichen hat. In dieser Zeit ist das Volk vor äußeren Einflüssen zu schützen, am besten ist eine zusätzliche Fütterung, um die Flugbienen zum Sammeln von Pollen für die Brutaufzucht zu bewegen.

Die einfachste Maßnahme zur Sanierung ist das Zuhängen von zusätzlichen Brutwaben aus starken Völkern. Die Zellen sollten bereits verdeckelt sein und kurz vor dem Schlupf stehen. Optimal ist das Zuhängen von bienenbesetzten Brutwaben, damit die verdeckelte Brut noch optimal gewärmt werden kann. Die schlüpfenden Bienen werden zeitnahe ihren Einsatz als Ammenbienen erfahren und die Königin wieder verstärkt in Brut gehen. Das Übermaß an Bienen im Innendienst in Funktion des Brutbetreuung verschlingt viel Futter, sodass immer wieder flüssig nachgefüttert werden sollte. Je zugehängte Brutwabe kann von etwa 1.500 – 2.000 schlüpfenden Bienen ausgegangen werden, die jeweils etwa 3 – 4 Waben besetzen werden. Nach weiteren 3 Wochen schlüpfen dann die ersten größeren von der Königin angelegten Brutbretter.

Doppelvolk-Betriebsweise zur Völkersanierung

Die Doppelvolk-Betriebsweise welche dem Zweiköniginnenbetrieb sehr ähnlich ist, unterscheidet sich insoweit, dass der Zweiköniginnenbetrieb gerade zur Überwinterung und schnellen Frühjahrsentwicklung angewendet wird um ausreichend Bienenmasse zur Nutzung der Frühtracht zu erzeugen. In der Doppelvolk-Betriebsweise hingegen sollen Synergieeffekte zwischen den beiden Volksteilen ausgenutzt werden und sich die Bienenmasse in den beiden Brutbereichen ausgleichen. Das schwache Volk wird über ein Absperrgitter über dem Volk aufgesetzt, damit beide Bruträume getrennt sind und die Königinnen sich nicht gegenseitig stören. Die Bienenmasse wird sich innerhalb kürzester Zeit in beiden Bruträumen angleichen und die Königin im schwächeren Volk eine Steigerung der Bruttätigkeit erfahren. Entfernen Sie vor dem zusammenführen unbedingt aus dem Schwächling einen Großteil der Futterwaben und ersetzen diese durch Leerwaben, damit die Königin ausreichend Platz für ihr Brutnest hat. Das Futter kann problemlos durch das untere Volk bereitgestellt werden.

Durch das stärkere Volk ist bei guter Tracht nicht mit einer Futternot beider Völker zu rechnen, andernfalls muss regelmäßig zugefüttert werden, dann kann aber mit keiner Honigernte mehr gerechnet werden. Nach etwa 4 – 5 Wochen kann sich der Schwächling bereits mit einem starken Brutnest entwickeln und das Volk wieder getrennt werden. Um einen Teil der Flugbienen mit im Schwächling zu nehmen, sollte dieser auf einen anderen Stand mindestens 2 Kilometer entfernt verbracht werden. Andernfalls kann der Schwächling auch auf dem Boden des starken Volkes verbleiben das geschröpfte Volk wird an einen anderen Platz auf dem Stand gestellt. Hierdurch wird der Schwächling noch zusätzlich durch die Flugbienen gestärkt. Der Zuwachs an Bienen durch den Ausgleich der Bienendichte und dem Zuwachs der Brutleistung durch die vielen Pflegebienen kann das schwache Volk auf eine gleiche Stärke des Bienenstands gebracht werden. Dringend zu beachten ist, dass während der Durchsicht darauf geschaut wird, dass die Königinnen nicht versehentlich in den Brutraum der zweiten Königin gelangen, dies würde zu einem Kampf beider führen, in dem nur eine überleben wird.

Völkersanierung durch Umweiselung

In einigen Fällen hilft es nur noch die Königin auszutauschen, gerade wenn die alte Königin am Ende ihrer Legetätigkeit ist, würde auch das Bienenvolk mittelfristig diese Maßnahme selbsttätig ergreifen. Anzeichen für eine ungenügende Legetätigkeit sind Brutnestfehler, Lücken und kleine Brutflächen – manchmal sogar die vollständige Einstellung der Legetätigkeit. Um die Annahme der Königin zu gewährleisten, wird die alte Königin abgedrückt und abgewartet, bis alle offene Brut verdeckelt ist. Die angezogenen Weiselzellen werden entfernt und die neue Königin über Zuckerteigverschluss zugesetzt. Diese Maßnahme sollte zeitnahe nach feststellen der ungenügenden Königin durchgeführt werden, damit das Volk durch die schwache Brutentwicklung nicht nachhaltig geschwächt wird und sich das Volk noch ausreichend entwickeln kann.

Sofern die Bienenmasse noch in großer Zahl vorhanden ist, wird die neue begattete Königin bereits nach 2 bis 3 Tagen in Eiablage gehen. Die jungen Bienen der auslaufenden Brut können die frischen Larven optimal mit dem notwendigen Futter versorgen. Bereits nach wenigen Wochen sollte sich das Brutnest wieder im vollen Umfang erstreckt haben. Ist aber bereits ein Großteil der Bienenmasse geschwunden bzw. das Verhältnis zwischen Stock- und Flugbienen nicht mehr ausgeglichen, muss das Volk nach dem Abdrücken der alten Königin mit 2 flächigen und verdeckelten Brutwaben gestärkt werden.

Volksanierung durch Vereinigen

In manchen Fällen ist die Sanierung eines Volkes aussichtlos, bzw. es sind zu viele schwache Völker die verstärkt werden müssten. Dann hilft oftmals nur noch das vereinigen der Völker. Es bietet sich an, die verbleibende Bienenmasse und die Brut mit anderen Schwächlingen oder aufstrebenden Ablegern zusammenzuführen. Die leistungsschwache Königin wird abgedrückt und die Bienen samt Zarge auf das zu verstärkende Volk gesetzt. Zum Vereinigen wird ein mit kleinen Löchern versehenes Zeitungspapier zwischen beide Völker gegeben, damit der Geruch der Bienen sich langsam angleichen kann bis die Bienen sich durchgefressen habem. Somit können aus mehreren schwachen Völkern noch überwinterungsfähige Bienenvölker mit ausreichender Bienenmasse gebildet werden.

Moderne Imkerpraxis: Völkerpflege und Ablegerbildung

Bienenvölker können in Deutschland ohne das Eingreifen und die Betreuung eines Imkers nur wenige Jahre alleine überleben. Ein bedeutender Anteil des Arbeitseinsatz eines Imkers wird für die Bienenpflege benötigt. Der Autor geht in diesem Zusammenhang auch die Ablegerbildung, Erstellung von Kunstschwärmen und der darauf resultierenden Bekämpfung und Behandlung gegen die Varroa ein.

Autor: Friedrich Pohl
Verlag: Kosmos (Franckh-Kosmos)
Gebundene Ausgabe: 123 Seiten
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