Varroatoleranz – Zellengröße 4,9mm

Mittlerweile existieren verschiedenste Medikamente und Verfahren der immer weiter ausufernden Plage und Schädigung der Bienenvölker durch die Varroamilbe her zu werden. Neben dem starken Einsatz von pharmazeutischen Medikamenten und natürlichen Säuren basiert die Anpassung der Zellgröße auf dem Prinzip der Selbstheilung durch Verschlechterung der Lebensumstände für die Milbe. Die Zellbreite einer heutzutage üblichen Mittelwand beträgt 5,3mm bis hin zu 5,7mm, die für die Varroatoleranz verwendeten Mittelwände haben wesentlich geringe Zellgrößen von lediglich 4,9mm. Das Prinzip basiert darauf, dass bis vor 100 Jahren die europäischen Honigbienen wesentlich kleiner waren und sich dadurch besser gegen die Varroa wehren konnten.

Die größer werdenden Zellgrößen sind zurückzuführen auf Professor Baudoux um 1893, welcher davon ausging, dass größere Zellen auch zu größeren Bienen und somit zu einem höheren Honigertrag führen würden. Es wurde angenommen, dass größere und muskulösere Honigbienen wesentlich weitere Strecken zurücklegen könnten. Experimentiert wurde zudem mit extremen Zellgrößen auf künstlich hergestellten Mittelwänden. Im gleichen Zeitraum hat sich auch die industrielle Mittelwandproduktion etabliert, welche sich an diesen Zellgrößen orientierte, während Waben im Naturbau erheblich geringe Zellgrößen aufwiesen. Während die Erkenntnisse von Baudoux bereits nach kürzester Zeit verworfen wurden, blieb die Produktion der großen Zellen bis heute weiterhin etabliert. Die Honigbiene hat sich über die letzten 100 Jahre an die größeren Zellen gewöhnt und auch ihre Wuchsgröße durch Züchtung und genetische Formation angepasst, ohne daraus einen wirtschaftlichen oder genetischen Mehrwert zu generieren.

Grundlage der geringen Zellgröße

Die Varroatoleranz durch die Verringerung der Zellgröße basiert auf der Annahme, dass die Milben durch den verringerten Raum in der Zelle wesentlich weniger Platz für ihre Entwicklung haben. Die Muttermilbe legt nach dem besiedeln der bestifteten Brutzelle einen Kothaufen an die Zellwand als zentralen Orientierungspunkt ab. Die Muttermilbe und deren 3 – 5 Jungen wandern während ihrer Entwicklung zwischen der Fressstelle und dem Kothaufen stetig hin und her. Durch die geringe Zellgröße verringert sich auch der Abstand zwischen sich entwickelnder Biene und der Zellwand, sodass ein reduzierter Zwischenraum die Bewegungsfreiheit der Milbe erheblich einschränkt und es sogar dazu kommen kann, dass die sich in der Zelle bewegende Bienenlarve einzelne Milben an der Zellwand zerdrückt. Späteres Resultat ist ein verringerter Reproduktionserfolg der Milbe je Milbengeneration und somit eine reduzierte Milbenbelastung während der Brutphase.

Ein weiterer Vorteil der kleineren Zellgrößen ist der im circa einen Tag reduzierte Entwicklungszyklus der jungen Bienen, welche anstelle von 21 Tagen in der Zelle nur noch 20 Tage bis zum Schlüpfen brauchen. Die Milbe ist aber auf eine relativ lange Verdeckelung der Wabe angewiesen, weshalb Sie im Sommer auch vorzugweise in die sich langsamer entwickelnde Drohnenbrut zieht. Der Milbenbelastung in der Drohnenbrut kann der Imker aber rasch über Baurahmen her werden.

Einfluss auf die Varroabelastung

Die Größe der Bienenwaben hat einen direkten Einfluss auf die Größe der Brut und somit auch auf die Anzahl und die Größe der Varroamilbenpopulation in einem Bienenvolk. Im Jahr 1980 begann der Imker L.E. Denlinger damit, kleinere Zellgrößen von 4,9 mm statt der herkömmlichen 5,4 mm zu verwenden. Dies hatte den positiven Effekt, dass es zu einer Verringerung der Größe der Varroamilbenpopulationen im Bienenvolk kam.

Die kleineren Waben erlauben es den Bienen, kleinere Brutzellen zu bauen, in denen die Bienenlarven kleiner sind. Dadurch haben die Varroamilben weniger Platz zum Vermehren und es kann weniger Milben pro Brutzelle geben. Zusätzlich haben die Milben Schwierigkeiten, in die kleineren Brutzellen zu gelangen und können sich dort nicht so gut festhalten. Dies bedeutet, dass die Varroamilben in einem Volk mit kleineren Zellgrößen weniger erfolgreich bei der Vermehrung sind und somit weniger Schaden verursachen können.

Jedoch ist zu beachten, dass das alleinige Verwenden von kleineren Waben nicht ausreicht, um eine vollständige Kontrolle der Varroamilben zu erreichen. Andere Methoden wie zum Beispiel das Entfernen von Drohnenbrut oder die Anwendung von natürlichen Behandlungsmethoden können ebenfalls notwendig sein, um eine effektive Kontrolle der Milben in einem Bienenvolk zu erreichen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Verwendung von kleineren Zellgrößen in den Bienenwaben eine Methode zur Reduzierung der Varroamilbenpopulationen in einem Bienenvolk ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies nur ein Teil eines umfassenden Varroa-Kontrollprogramms sein sollte und andere Maßnahmen in Kombination angewendet werden sollten, um eine effektive Kontrolle der Milben in einem Bienenvolk zu erreichen.

Schwierigkeiten in den Bienenvölkern

Obwohl die Verwendung von kleineren Zellgrößen in den Bienenwaben (z. B. 4,9 mm statt 5,4 mm) als Methode zur Reduzierung der Varroamilbenpopulation in Bienenvölkern sehr effektiv sein kann, gibt es auch einige Herausforderungen und Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Verwendung kleinerer Zellen.

Eine der Hauptprobleme ist die Kompatibilität der kleineren Zellen mit bestimmten Rassen von Honigbienen. Einige Rassen wie beispielsweise Carnica-Bienen sind besser an größere Zellen angepasst und können Probleme haben, in kleineren Zellen erfolgreich zu brüten. Eine solche Unverträglichkeit kann zu einer verringerten Eiablage und einer geringeren Leistung der Bienen führen.

Darüber hinaus kann die Umstellung auf kleinere Zellen auch Auswirkungen auf die Größe der Bienen haben. Studien haben gezeigt, dass kleinere Zellen mit einer geringeren Larvengröße in Verbindung stehen können, was zu kleineren Bienen führen kann. Dies kann zu einer geringeren Honigproduktion und einem erhöhten Risiko von Winterverlusten führen.

Ein weiteres Problem kann darin bestehen, dass es einige Zeit dauert, bis sich ein Bienenvolk an die Verwendung von kleineren Zellen gewöhnt hat. Wenn Imker von größeren auf kleinere Zellen wechseln, müssen sie möglicherweise auch ihre Bienenköniginnen austauschen, um sicherzustellen, dass sie gut an die kleineren Zellen angepasst sind. In der Zeit der Umstellung wird es bei 4,9mm Zellen häufig zu Wirrbau auf den Waben kommen, sodass die Zellen nicht korrekt ausgeformt sind von der Königin nicht oder nur vereinzelt bestiftet werden.

Schließlich gibt es auch praktische Herausforderungen bei der Umstellung auf kleinere Zellen, wie die Notwendigkeit, neue Bienenwaben zu kaufen oder herzustellen, um die alten Waben mit größeren Zellen zu ersetzen.

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