Treibling

Die Volkvermehrung und Schwarmverhinderung nach dem Prinzip der Bildung eines Treibling bietet sich insbesondere bei starken Wirtschaftsvölkern mit zwei Honigräumen in Magazinbeuten an. Nach dem Schleudern des ersten Honigraums werden die noch honigfeuchten Waben wieder als oberste Zarge wieder auf das Volk über dem Absperrgitter gegeben. Die honigbeschmierten Waben ziehen eine größere Zahl an Jungbienen an, die versuchen die Rähmchen zu reinigen und für eine erneute Einlagerung von Honig vorzubereiten. Nach etwa 24 Stunden sind die Waben bei starken Völkern mit viel Bienenmaße wieder vollständig besetzt mit jungen Arbeitsbienen aber ohne Drohnen und Königin. Um weitere Bienen in die oberste mit Leerwaben belegte Zarge zu „treiben“, wird die gesamte Beute unterhalt der ersten Brutzarge angekippt und Rauch mit dem Smoker eingeblasen. Die Bienen werden instinktiv in die höher gelegenen Zargen ausweichen. Das Ankippen funktioniert oft nur aufgrund des hohen Eigengewichtes mit einer Kipphilfe oder einer zweiten Person. Der Name „Treibling“ wurde in diesem Zusammenhang geprägt, da die Bienen von unten nach oben durch den Rauch in die leere Honigzarge getrieben werden.

Treibling mit dem Smoker | Quelle: Maja Dumat / flickr.de
Mit dem Rauch aus dem Smoker werden die Bienen aus den unteren Zargen in den leeren Honigraum getrieben.Treibling mit dem Smoker | Quelle: Maja Dumat / flickr.de

Danach kann der oberste leere Honigraum mit den Jungbienen sofort abgenommen und mit Boden und Deckel versehen werden. Dem entstandenen Bienenvolk sollte zwingend eine Futterwabe mit Pollen und eine Wabe mit aufgesprühtem Wasser eingehängt werden. Zudem empfiehlt es sich gleich auch einen Baurahmen für Drohnenbrut einzuhängen, damit die Bienen unmittelbar mit der Bautätigkeit beginnen können. Direkt nach der Abnahme der Honigzarge sollten auch Mittel gegen die Varroamilbe wie zum Beispiel Ameisensäure oder Milchsäure gegeben werden, da noch keine Bienenbrut vorhanden ist. Das Flugloch ist die ersten 24 Stunden noch verschlossen zu halten, zudem empfiehlt es sich den Treibling auf einen gesonderten Bienenstand zu bringen, damit die mit eingeschlossenen Flugbienen im Jungvolk verbleiben. Eine junge und begattete Königin kann bereits nach wenigen Stunden der Weiselunruhe unter festem Verschluss in Zusetzkäfig beigesetzt werden, da keine Brut zur Nachzucht einer Weisel oder Bildung einer Afterweisel vorhanden ist. Hierdurch sind die Bienen schnell bereit die neue Königin zu akzeptieren und für den Fortbestand zu pflegen. Bereits nach 1 – 2 Tagen beginnt die junge Königin mit der Eiablage, insbesondere weil ausreichend Jungbienen zur Pflege der jungen Bienenbrut vorhanden sind.

Schnelle Volkentwicklung des Treibling

Bei guter Entwicklung und rascher Legetätigkeit kann sich der Treibling bereits zur Einwinterung auch auf zwei Zargen befinden und entsprechend den anderen Wirtschaftsvölkern eingewintert werden. Je Wirtschaftsvolk ist die Bildung von zwei Treiblingen je Jahr möglich, einer kann bereits nach der Frühtracht, der andere nach der Sommertracht dem Volk entnommen werden. Vorteilig ist weiterhin, dass die geschröpften Völker nicht zwingend zur Ausbildung einer Schwarmstimmung neigen, dies reduziert den Arbeitsaufwand des Imkers zur Durchsicht und der Entfernung von Schwarmzellen erheblich. Der Treibling stellt eine schnelle und effektive Alternative zur Bildung von Kunstschwärmen da, hat aber den Nachteil, dass die Bildung sehr Materialintensiv durch die Vorhaltung von weiteren Beuten mit Boden, Zarge und Deckel ist. Weiterhin steigt die Anzahl der Völker durch die zusätzlichen Treiblinge erheblich. Die entstehenden Jungvölker sind aber durch die zeitnahe Behandlung mit Säuren oder Medikamenten oft wenig mit Milben befallen und können bereits im Folgejahr beim Honigertrag den Wirtschaftsvölkern gleichgestellt sein.

Moderne Imkerpraxis: Völkerpflege und Ablegerbildung

Bienenvölker können in Deutschland ohne das Eingreifen und die Betreuung eines Imkers nur wenige Jahre alleine überleben. Ein bedeutender Anteil des Arbeitseinsatz eines Imkers wird für die Bienenpflege benötigt. Der Autor geht in diesem Zusammenhang auch die Ablegerbildung, Erstellung von Kunstschwärmen und der darauf resultierenden Bekämpfung und Behandlung gegen die Varroa ein.

Autor: Friedrich Pohl
Verlag: Kosmos (Franckh-Kosmos)
Gebundene Ausgabe: 123 Seiten
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